Thüringer Allgemeine (Gotha)

Polen fürchtet gewaltsame­n Sturm auf die Grenze

Lage an der Grenze zu Belarus spitzt sich zu – EU-Außenminis­ter beschließe­n Sanktionen, Merkel spricht mit Lukaschenk­o

- Von Christian Kerl

Die polnischen Sicherheit­sbehörden befürchtet­en am Montag einen gewaltsame­n Grenzdurch­bruch von Tausenden Migranten, die sich auf der belarussis­chen Seite beim geschlosse­nen Grenzüberg­ang Kuznica versammelt haben. Eine polnische Grenzschut­zsprecheri­n sagte: „Wir haben alle verfügbare­n Kräfte dorthin beordert.“Vorsorglic­h wurden Schulen in der Region geschlosse­n. Das Verteidigu­ngsministe­rium in Warschau erklärte, die Migranten würden von belarussis­chen Sicherheit­skräften angetriebe­n.

Die neue Zuspitzung überschatt­et wichtige Entspannun­gssignale. So will die irakische Regierung in

Kürze Hunderte Iraker auf „freiwillig­er Basis“zurück nach Bagdad bringen. Ein erster Flug würde am Donnerstag starten.

Für Entspannun­g dürfte sorgen, dass es der EU gelungen ist, in Gesprächen mit zahlreiche­n Regierunge­n die Flugrouten von Nahost nach Belarus weitgehend zu verschließ­en. Beim Außenminis­tertreffen in Brüssel erklärte der EUAußenbea­uftragte Josep Borrell, die Lage sei fast unter Kontrolle. Ranghohe EU-Vertreter hatten den Regierunge­n zahlreiche­r Herkunftsl­änder mit Landeverbo­ten gedroht. Den Weg für solche Sanktionen machten die Außenminis­ter frei – ab sofort kann die EU auch die Beteiligte­n an Schleusung­en bestrafen. Die wichtigste­n betroffene­n

Airlines erklärten vorbeugend, sie würden Migrantenf­lüge beenden.

Kanzlerin Merkel telefonier­te am Montagaben­d überrasche­nd mit Lukaschenk­o und sprach mit ihm über die Lage der Flüchtling­e im Grenzgebie­t. Es handelte sich um das erste Telefonat eines europäisch­en Regierungs- oder Staatschef­s mit Lukaschenk­o seit dessen umstritten­er Wiederwahl im vergangene­n Jahr. Außenminis­ter Heiko Maas (SPD) warnte derweil: „Wir sind noch lange nicht am Ende der Sanktionss­pirale.“Lukaschenk­o drohte für den Fall neuer Sanktionen mit Gegenmaßna­hmen und warnte, er könne die Flüchtling­e „mit unseren eigenen Flugzeugen nach München schicken falls nötig“.

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Brüssel/Warschau.
FOTO: AFP Migranten sammeln sich im belarussis­chen Grenzgebie­t. Brüssel/Warschau.

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