Vermächtnis in Belvedere
Der Direktor des Musikgymnasiums in Weimar über den früheren Chef der Deutschen Bank, Hilmar Kopper, und die Rettung der Schule
Weimar. In der Vorwoche ist der frühere Vorstandssprecher der Deutschen Bank, Hilmar Kopper, mit 86 Jahren gestorben. Der Leiter des Musikgymnasiums Schloss Belvedere, Gerold Herzog, macht darauf aufmerksam, dass sich Kollegium und Schülerschaft der Schule dankbar an ihn erinnern.
Was haben Sie gedacht, als Sie die Nachricht von Hilmar Koppers Tod erhielten?
Natürlich hat mich das traurig gemacht. Mir tat es aber auch weh, dass er selbst von der Tagesschau auf den Vorstands-Chef reduziert wurde, der vor einem Vierteljahrsonderen hundert mal unglücklich von Peanuts sprach.
Sie denken eher an den Beitrag der Bank für das Musikgymnasium? Man darf ohne Übertreibung sagen, dass es ohne sein Engagement das Musikgymnasium Schloss Belvedere so, wie wir es seit 25 Jahren kennen, nicht gäbe. – Die Schule war baupolizeilich gesperrt. Wir glaubten nicht mehr daran, an diesen be
Ort zurückkehren zu können. Die Bank hat Schule und Internat neu errichten lassen und dem Freistaat geschenkt. Davon hat Thüringen noch Jahrzehnte etwas.
Der damalige Weimarer Oberbürgermeister Klaus Büttner hatte die Deutsche Bank für das Spezialgymnasium in Weimar begeistert. Aber was hat Thüringen davon?
Die wenigsten Schüler kommen aus Weimar, immerhin die Hälfte aus Thüringen. Aber die andere Hälfte stammt aus ganz Deutschland und dem Ausland – aktuell bis aus Namibia. Mehr als zwei Drittel der Absolventen nehmen ein Musikstudium auf. Sie sind unsere Künstlergeneration von morgen.
Warum war der Standort Belvedere so wichtig?
Die Bank suchte ein Förderprojekt zu ihrem 125-jährigen Bestehen. Mit dem Musikgymnasium Schloss Belvedere verbanden sich Kultur, Jugend, Denkmalschutz und nicht zuletzt ein Projekt in den neuen Bundesländern.
Also ein absolutes Vorzeigeprojekt?
Mag sein, aber eben auch ein nachhaltiges. An diesem Standort entfaltet sich die Verbindung mit der Musikhochschule seit fast 70 Jahren. Wir sind Unesco-Projektschule mitten im Unesco-Weltkulturerbe. Und nicht zuletzt unterstützt uns die Bank in Koppers Sinne ja weiter.
Inwiefern?
Sie hat uns die Tür zu den Berliner Philharmonikern geöffnet. Mit diesem Spitzenorchester verbinden uns langjährige Kooperationsprojekte. Mit ihrer Unterstützung fanden DNT und Staatskapelle Weimar, die Akademie Musiktheater heute, die Franz-Liszt-Hochschule und das Gymnasium auch zu einer Opernproduktion zusammen.
Hatte Hilmar Kopper damit noch etwas zu tun?
Vielleicht nicht mehr im Detail. Seine Fördertätigkeit bestand aber ohne Unterbrechung fort. Bis heute kann der Förderkreis für Begabte auch dank privater Spenden von Hilmar Kopper Projekte unterstützen, seien es Instrumentenkäufe oder internationale Konzertreisen. Und er besuchte die Schule auch immer wieder. Leider war das zuletzt nicht mehr möglich.