Thüringer Allgemeine (Gotha)

Vermächtni­s in Belvedere

Der Direktor des Musikgymna­siums in Weimar über den früheren Chef der Deutschen Bank, Hilmar Kopper, und die Rettung der Schule

- Von Michael Baar

Weimar. In der Vorwoche ist der frühere Vorstandss­precher der Deutschen Bank, Hilmar Kopper, mit 86 Jahren gestorben. Der Leiter des Musikgymna­siums Schloss Belvedere, Gerold Herzog, macht darauf aufmerksam, dass sich Kollegium und Schülersch­aft der Schule dankbar an ihn erinnern.

Was haben Sie gedacht, als Sie die Nachricht von Hilmar Koppers Tod erhielten?

Natürlich hat mich das traurig gemacht. Mir tat es aber auch weh, dass er selbst von der Tagesschau auf den Vorstands-Chef reduziert wurde, der vor einem Vierteljah­rsonderen hundert mal unglücklic­h von Peanuts sprach.

Sie denken eher an den Beitrag der Bank für das Musikgymna­sium? Man darf ohne Übertreibu­ng sagen, dass es ohne sein Engagement das Musikgymna­sium Schloss Belvedere so, wie wir es seit 25 Jahren kennen, nicht gäbe. – Die Schule war baupolizei­lich gesperrt. Wir glaubten nicht mehr daran, an diesen be

Ort zurückkehr­en zu können. Die Bank hat Schule und Internat neu errichten lassen und dem Freistaat geschenkt. Davon hat Thüringen noch Jahrzehnte etwas.

Der damalige Weimarer Oberbürger­meister Klaus Büttner hatte die Deutsche Bank für das Spezialgym­nasium in Weimar begeistert. Aber was hat Thüringen davon?

Die wenigsten Schüler kommen aus Weimar, immerhin die Hälfte aus Thüringen. Aber die andere Hälfte stammt aus ganz Deutschlan­d und dem Ausland – aktuell bis aus Namibia. Mehr als zwei Drittel der Absolvente­n nehmen ein Musikstudi­um auf. Sie sind unsere Künstlerge­neration von morgen.

Warum war der Standort Belvedere so wichtig?

Die Bank suchte ein Förderproj­ekt zu ihrem 125-jährigen Bestehen. Mit dem Musikgymna­sium Schloss Belvedere verbanden sich Kultur, Jugend, Denkmalsch­utz und nicht zuletzt ein Projekt in den neuen Bundesländ­ern.

Also ein absolutes Vorzeigepr­ojekt?

Mag sein, aber eben auch ein nachhaltig­es. An diesem Standort entfaltet sich die Verbindung mit der Musikhochs­chule seit fast 70 Jahren. Wir sind Unesco-Projektsch­ule mitten im Unesco-Weltkultur­erbe. Und nicht zuletzt unterstütz­t uns die Bank in Koppers Sinne ja weiter.

Inwiefern?

Sie hat uns die Tür zu den Berliner Philharmon­ikern geöffnet. Mit diesem Spitzenorc­hester verbinden uns langjährig­e Kooperatio­nsprojekte. Mit ihrer Unterstütz­ung fanden DNT und Staatskape­lle Weimar, die Akademie Musiktheat­er heute, die Franz-Liszt-Hochschule und das Gymnasium auch zu einer Opernprodu­ktion zusammen.

Hatte Hilmar Kopper damit noch etwas zu tun?

Vielleicht nicht mehr im Detail. Seine Fördertäti­gkeit bestand aber ohne Unterbrech­ung fort. Bis heute kann der Förderkrei­s für Begabte auch dank privater Spenden von Hilmar Kopper Projekte unterstütz­en, seien es Instrument­enkäufe oder internatio­nale Konzertrei­sen. Und er besuchte die Schule auch immer wieder. Leider war das zuletzt nicht mehr möglich.

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ARCHIV-FOTO: GEROLD HERZOG Hilmar Kopper im Jahr 2019 im Musikgymna­sium Schloss Belvedere Weimar.
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ARCHIV-FOTO: MAIK Gerold Herzog ist Leiter des Musikgymna­siums Schloss Belvedere.

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