Beim Heizen Geld sparen
Je Grad Celsius steigt der Energieverbrauch um fünf bis zehn Prozent, warnen Experten
Um teilweise 350 Prozent sind die Gaspreise in den vergangenen Tagen gestiegen, „für die Betroffenen bedeutet das zusätzliche Kosten in Höhe von über 1600 Euro im Jahr“, so Claudia Kreft von der Verbraucherzentrale Thüringen. Gemeinsam mit Sebastian Bähring vom Fachverband Sanitär Heizung Klima Thüringen und Christian Prechtl aus dem Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz beantwortete sie beim Telefonforum dieser Zeitung Leserfragen zu den Themen Energie und Heizung. Hier eine Auswahl der Antworten:
Meine Heizungsanlage auf dem Land wird aktuell mit Holz und Kohle betrieben. Welche Möglichkeiten der energetischen Sanierung gibt es, und welche Energieträger sind möglich?
In ländlichen Regionen ist oftmals eine Umrüstung auf Erdgas aufgrund der fehlenden Anbindung an das Erdgasnetz nicht möglich. Jedoch auch ohne Erdgas können Gebäude energetisch saniert werden. In diesem Fall kann die Heizenergie mit einer Wärmepumpe und im besten Fall zusätzlich mit einer Fotovoltaikanlage erzeugt werden. Zu beachten gilt jedoch bei Wärmepumpenanlagen die niedrigere Vorlauftemperatur und die sich daraus ergebene Modernisierung des Wärmeverteilnetzes – sprich, die Heizkörper müssen größer oder gegen eine Fußbodenheizung getauscht werden. In jedem Fall sollte die Planung mit einem Innungsfachbetrieb erfolgen, Fördermöglichkeiten sollten ausgelotet werden.
Lohnt es sich, zu einer Pellet-Heizung eine Fotovoltaikanlage zu installieren?
Mit einer Pelletheizung hat man einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz geleistet, da die Beheizung mit Pellet als CO2-neutral angesehen werden kann. Mit einer zusätzlichen Fotovoltaikanlage kann man zum einen den Strom, den die Heizungsanlage verbraucht, selbst erzeugen sowie generell einen Großteil der benötigten elektrischen Energie von der Sonne und nicht dem Energieversorger bekommen. Um einen höchstmöglichen Eigennutzungsanteil zu realisieren, macht ein Speicher für die Tagsüber erzeugte elektrische Energie Sinn.
Welche Möglichkeiten zur Energieeinsparung gibt es bei einer modernen Gas-Brennwertheizung?
Eine moderne Gas-Brennwertheizung hat einen Wirkungsgrad von bis zu 99 Prozent und ist mit Hocheffizienzpumpen ausgestattet, die wenig Strom benötigen. Anlagentechnisch ist in diesem Fall schon alles ausgereizt, und der Fokus ist auf den Betrieb der Heizungsanlage zu legen. Zu beachten sind die gewünschten Raumtemperaturen, je Grad steigt der Energieverbrauch um fünf bis zehn Prozent. Mit einer richtig eingestellten Heizungsregelung mit An- und Abwesenheitszeiten und einer Nachtabsenkung kann man weitere zwei bis fünf Prozent Energie einsparen.
Eine zum Wohnhaus umgebaute Scheune wird mit einer 20 Jahre alten Gasheizung beheizt. Es ist teilweise eine Fußbodenheizung vorhanden, die zur Verfügung stehende Dachfläche ist sehr groß und hat eine optimale Ausrichtung für Solarenergiegewinnung. Welche Modernisierungen machen Sinn?
Da eine Fußbodenheizung vorhanden ist, bietet sich die Umrüstung auf eine Wärmepumpe an. Das Wärmeverteilnetz ist schon für Vorlauftemperaturen um die 40 Grad Celsius ausgelegt und müsste nicht angepasst werden. Das große Dach ist bestens für eine Fotovoltaikanlage geeignet, um einen Teil der benötigten Energie für die Wärmepumpe zu erzeugen. Auch eine solarthermische Anlage zur Heizungsunterstützung ist denkbar, da das Dach genügend Platz für beide Systeme bietet.
Ich habe das Haus gedämmt, die Heizung erneuert, nutze Solarthermie und Fotovoltaik. Was kann ich angesichts der Kosten für fossile Brennstoffe noch machen?
Neben einer Energieberatung durch die Verbraucherzentrale Thüringen empfehle ich Ihnen die Erstellung eines individuellen Sanierungsfahrplanes. Damit werden von einem Energieexperten Schritte zur Verbesserung der energetischen Situation des Gebäudes aufgezeigt, die dann bedarfsgerecht abgearbeitet werden können.
Die Kosten für eine solche Beratung durch einen von der Bafa, dem Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle, gelisteten Experten werden durch das Amt selbst und durch das Land Thüringen über den Sanierungsbonus-Plus weitgehend gefördert.
In der Beraterliste finden sich auch Hinweise auf Experten für die Sanierung von denkmalgeschützten Gebäuden. Daneben ist bei allzu großen Preissprüngen der Energieanbieter anzuraten, Vergleichsangebote einzuholen.
Eine 30 Jahre alte Ölheizung soll auf eine Gasbrennwertheizung umgerüstet werden. Gibt es Fördermittel für die Umrüstung?
Für die Umrüstung von Öl auf Gas werden vom Bafa über das Förderprogramm „Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG)“bis zu 45 Prozent gefördert.
Wir haben dieses Jahr 97 Cent pro Liter Heizöl bezahlt. Vergangenes Jahr waren es noch 55 Cent pro Liter! Ich möchte jetzt auf Gas umsteigen. Gibt es eine Förderung? Fördermittel für eine Gasheizung erhalten Sie nur, wenn Sie die Technik mit Erneuerbaren Energien kombinieren. Gefördert wird etwa eine Gasbrennwertheizung mit einer unterstützenden solarthermischen Anlage oder einer unterstützenden Wärmepumpe. Oder Sie satteln auf eine Holzpellets-, Scheitholzoder Wärmepumpenheizung um. Auch für diese monovalenten Systeme, bei welchen nur ein Heizsystem oder Energieträger eingesetzt wird, gibt es Zuschüsse. Generell gilt: Lassen Sie sich vor der Auftragsvergabe vom Installateur garantieren, dass die angebotenen Produkte unter Ihren individuellen Anforderungen der Förderung genügen. Die Verbraucherzentrale berät auch – anbieterunabhängig.
Ich habe einen 30 Jahre alten Heizkessel. Der Heizungsmonteur empfiehlt mir eine neue Wandgastherme. Wird die gefördert?
Einen Zuschuss gibt es nur als sogenannte Gas-Regenerativ-Hybridanlage, also in Kombination mit einer als förderfähig gelisteten heizungsunterstützenden solarthermischen Anlage oder einer förderfähigen Wärmepumpe.
Meine Ölheizung stinkt. Jetzt kommen die hohen Preise hinzu. Ich möchte eine neue Heizung, die unabhängig von Öl und Gas ist. Welche Technik empfehlen Sie und wie würde diese gefördert?
Prüfen Sie, ob bei Ihnen eine Wärmepumpe oder eine Pelletheizung möglich ist. Wird ein besonders emissionsarmer Kessel installiert und im Vorfeld ein sogenannter individueller Sanierungsfahrplan erstellt, ergibt sich eine bis zu 45-prozentige Förderung. Auch der Sanierungsfahrplan selber wird bis zu 90 Prozent gefördert. Fragen Sie die Verbraucherzentrale nach dem Sanierungsbonus-Plus.