Thüringer Allgemeine (Gotha)

Welle für Welle für Welle

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Nicht nur die Ereignisse, auch die zugehörige­n Erzählunge­n wiederhole­n sich in dieser Pandemie, Welle für Welle für Welle. So berichtete der linke Ministerpr­äsident Thüringens am Dienstag mal wieder, wie das Virus aus dem „Hochinzide­nzgebiet Tschechien“nach Bayern, Sachsen und Thüringen eingewande­rt sei.

Die übervollen Krankenhäu­ser in Thüringen als eine Art geografisc­hes Schicksal: So möchte Bodo Ramelow die Corona-Dinge betrachtet haben. Und falls neben den armen Tschechen noch jemand Schuld trägt, dann ja wohl die allgemeine Uneinigkei­t in Berlin. Für Thüringen jedenfalls gelte: „Wir sind handlungsf­ähig und handlungsw­illig!“

Die politische Verantwort­ung dafür, dass in Thüringen besonders viele Menschen an Corona erkranken, derweil besonders wenige Menschen geimpft sind, will diese Landesregi­erung offenkundi­g nicht übernehmen. Dabei ist ebenso offenkundi­g, dass es anderswo, auch im Osten, deutlich besser läuft.

In Mecklenbur­g-Vorpommern sind deutlich mehr Menschen geimpft. In Brandenbur­g liegt die Sieben-Tage-Inzidenz bei den Hospitalis­ierungen fünfmal niedriger. Und Sachsen, nun ja, hat tatsächlic­h eine gemeinsame Grenze mit Tschechien – und längst 2G.

Nun also führt Thüringen die Regel, die hier bisher nur als Option galt, auch pauschal ein. So viel sich gegen 2G einwenden lässt, die Ansteckung­sgefahr Geimpfter und die Ausgrenzun­g Ungeimpfte­r betreffend: Damit gibt es erstmals in diesem Herbst stringente und halbwegs verständli­che Regeln.

Die Landesregi­erung setzt darauf, dass sich nun weniger Ungeimpfte infizieren und sich endlich, endlich mehr Menschen impfen lassen. Dies ist, da sollte die Politik ehrlich sein, vor allem eine Hoffnung. Denn die Alternativ­en heißen Impfpflich­t und Lockdown.

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