Thüringer Allgemeine (Gotha)

„Impfpflich­t vertreibt Pflegekräf­te“

Die ultimative Forderung für Menschen in sozialen Berufen stößt auf Widerstand

- Von Sibylle Göbel

Erfurt. Die Forderung nach einer Impfpflich­t für soziale Berufe stößt in Thüringen auf wenig Gegenliebe. Die Gewerkscha­ft Erziehung und Wissenscha­ft (GEW) etwa hält sie für „falsch“. Begründung: Zum einen seien nach einer Erhebung der Robert-Bosch-Stiftung bereits 95 Prozent der Lehrer vollständi­g geimpft. „Zum anderen überdeckt die Debatte darum die tatsächlic­hen Probleme an Schulen und Kindergärt­en“, sagt GEW-Sprecher Michael

Kummer. Eine bessere Ausstattun­g der Bildungsei­nrichtunge­n etwa mit Luftfilter­n, konsequent­es Testen und eine Maskenpfli­cht bei hoher Inzidenz seien im Kampf gegen das Virus deutlich effektiver.

Der Thüringer Lehrerverb­and (TLV) hält eine berufsbezo­gene Impfpflich­t in Anbetracht der hohen Impfquote bei Lehrern, die zudem auf eine frühzeitig­e Impfung gedrängt hätten, „für eine Nebelkerze“. „Aus unserer Sicht müssen auf andere Weise Bedingunge­n für mehr Sicherheit in den Schulen geschaffen werden“, sagt TLV-Landeschef Rolf Busch. Dazu gehöre eine bessere Ausstattun­g mit CO2-Ampeln. Eine stichprobe­nartige Umfrage im TLV-Landesvors­tand habe ergeben, dass viele Schulen über keinen technische­n Infektions­schutz in Klassenräu­men verfügten.

Für den Pflegebere­ich spricht sich der Unternehme­r Sebastian Thieswald, Betreiber zweiter Pflegezent­ren in Thalbürgel (Saale-Holzland-Kreis) und Plauen, gegen eine Impfpflich­t für soziale Berufe aus: „Bitte nicht“, sagt er. Dann würden die wenigen Fachkräfte, die sich bis jetzt nicht impfen ließen, gehen. „Und ich kann hier zumachen.“

Die Bundesregi­erung müsse den „Hintern in der Hose haben“, eine generelle Impfpflich­t zu beschließe­n. Ein Fehler sei es aber auch, die Impfpflich­t für alle jetzt quasi durch eine nahezu flächendec­kende 2GRegelung „über Bande einzuführe­n“. Weder Zustimmung noch Ablehnung kommt vom DRK-Landesverb­and: Er habe, teilt ein Sprecher mit, seine Mitarbeite­r schon mehrfach zur Impfung aufgerufen.

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