Thüringer Allgemeine (Gotha)

„Die Erwartung ist: Schützt uns“

Petitionsa­usschuss debattiert über die Erstaufnah­meeinricht­ung in Suhl

- Von Fabian Klaus

Suhl/Erfurt. Thüringens Migrations­minister Dirk Adams (Grüne) erteilt der Forderung nach einer Schließung der Erstaufnah­meeinricht­ung (EAE) für Geflüchtet­e in Suhl eine deutlich Absage. „Dieser Forderung kann und wird die Landesregi­erung nicht nachkommen“, sagte er am Dienstag in Erfurt.

Adams sprach vor dem Petitionsa­usschuss des Landtages in einer öffentlich­en Anhörung, die sich mit der Schließung­sforderung aus einer Petition befassen musste. Die wurde vom Suhler Oberbürger­meister André Knapp (CDU) auf den Weg gebracht, nachdem mehr als 1200 Bürgerinne­n und Bürger ihn dazu auffordert­en. Die Knapp-Petition erhielt dann 1.908 Mitzeichnu­ngen; darunter war mit Hans-Georg Maaßen auch der ehemalige Präsident des Bundesamte­s für Verfassung­sschutz, der in Südthüring­en für den Bundestag kandidiert­e.

Insbesonde­re zum Jahresbegi­nn verging kaum ein Tag, an dem die Aufnahmeei­nrichtung in Suhl nicht in den Schlagzeil­en stand. Es kam zum Beispiel zu einer Vielzahl von Wohnungsei­nbrüchen, die auf Bewohner der Einrichtun­g zurückgefü­hrt werden konnten. Knapp machte deutlich: „Die Erwartung der Menschen ist klar: Schützt uns. Schützt unser Eigentum, schützt unsere Gesundheit.“Zwei Suhler schilderte­n dem Ausschuss konkrete Vorfälle. So sei es zum Beispiel zu einer Situation gekommen, in der ein Geflüchtet­er im Schlafzimm­er einer Frau gestanden habe. Die Petenten erkannten aber auch an, dass die Landesregi­erung bereits reagiert hat. So verfügte Innenminis­ter Georg Maier (SPD) eine polizeilic­he Dauerpräse­nz in der Einrichtun­g und die Justiz-Kräfte wurden verstärkt, damit Straftaten schneller geahndet werden.

Minister Adams machte aber klar, dass es keine Sonderbeha­ndlung für Geflüchtet­e gebe – aber eben auch kein extra Strafrecht für sie. Alle Personen würden von der Justiz in Thüringen gleich behandelt; nach geltendem Recht und Gesetz.

Die Linke-Abgeordnet­e Katharina König-Preuss verwies darauf, dass die Mehrheit der Bewohnerin­nen und Bewohner in der Erstaufnah­meeinricht­ung nicht mit dem Gesetz in Konflikt komme. Deshalb sei die Petition aus ihrer Sicht abzulehnen, weil sie diese absolute Mehrheit einfach ausklammer­e. Die Petition ignoriere die Fakten, so die Parlamenta­rierin.

Ihr Landtagsko­llege Michael Heym (CDU) widersprac­h. Es sei irrelevant, wie viele Bewohner straffälli­g würden. Entscheide­nd sei das Sicherheit­sgefühl, das leide. „Es geht um die Suhler Bürgerscha­ft. Das müssen wir und das muss die Landesregi­erung ernst nehmen“, forderte er.

Eine Entscheidu­ng über die Petition bleibt aber offen. Das hatte die Ausschussv­orsitzende Anja Müller (Linke) ganz zu Beginn angekündig­t. Zunächst, so Müller, müssen sich der Migrations­ausschuss und der Innenaussc­huss noch fachlich mit der Petition befassen.

Die Belegung der Einrichtun­g variiert indes weiter stark. Am Montag waren 814 Personen auf dem Suhler Friedberg registrier­t. Frank Roßner, Präsident des verantwort­lichen Landesverw­altungsamt­es, erklärte, dass die Zahl der Direktzugä­nge in der Vergangenh­eit deutlich zugenommen habe. Von zehn Geflüchtet­en, die in Suhl ankämen, stünden sechs direkt vor der Tür und würden nicht von anderswo zugewiesen.

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FOTO: S. FROMM Suhls Oberbürger­meister André Knapp

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