Wachsen am Gründungsstandort
2025 will Carl Zeiss den ersten Bauabschnitt des Neubaus in Jena einweihen
Jena. Am Vorabend des 175-jährigen Firmenjubiläums hatte Zeiss am Dienstag nicht nur einen Festakt im Volkshaus geplant, sondern auch die Grundsteinlegung für den neuen Zeiss-Campus am Jenaer Westbahnhof. Doch die Corona-Pandemie führte zur Absage, was aber nicht das Aus für das Großprojekt bedeutet.
Für die Investitionssumme von 350 Millionen Euro baut das Stiftungsunternehmen einen neuen Firmensitz auf dem Gelände des ehemaligen Schottwerkes. Die Rückbauarbeiten sind nach zwei Jahren abgeschlossen. 16 Gebäude verschwanden, die Arbeiter bewegten 400.000 Kubikmeter Schutt und Erdreich und machten 80.000 Quadratmeter Baufläche frei.
Im Neubau sollen 2000 Beschäftigte ihren Arbeitsplatz haben. Zeiss legt die Büros nach den Prinzipien der neuen Arbeitswelt an: Mitarbeiter verfügen über keinen eigenen Schreibtisch, sondern buchen sich bei Bedarf ein. Die Vorentwurfsplanung für das Projekt ist laut Zeiss abgeschlossen. Dabei wurden rund 450 Pläne und 170 Dokumente von zwölf Fachteams aus dem Generalplaner-Team und neun Fachteams auf Zeiss-Seite erstellt. Der symbolische Akt der Grundsteinlegung soll später erfolgen. Das Unternehmen peilt die Fertigstellung des ersten Bauabschnitts für 2025 an.
Die Zeichen stehen für Zeiss in Jena auf Wachstum. Das Unternehmen beschäftigt hier derzeit 2300 Mitarbeiter von 35.000 weltweit. Für den Thüringer Standort sind aktuell 199 Stellen ausgeschrieben. „175 Jahre Zeiss sind mehr als nur ein historischer Meilenstein in unserer Unternehmensgeschichte. Sie sind auch Ansporn für uns, mit Weitblick und technologischen Innovationen zu einer lebenswerten Zukunft beizutragen“, sagt der Vorstandschef der Zeiss-Gruppe, Karl Lamprecht.
Als Ersatz für den Festakt produzierte Zeiss eine Internet-Übertragung aus dem Volkshaus. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier meldete sich per Videobotschaft: „Mit Ernst Abbes visionärer Einsicht, dass wirtschaftlicher Erfolg, wissenschaftlicher Fortschritt und gesellschaftlicher Zusammenhalt einander bedingen, wurde der Grundstein dafür gelegt, dass mit der Carl-Zeiss-Stiftung unternehmerische Verantwortung für das Gemeinwohl institutionalisiert wurde“, sagte Steinmeier. Er erinnerte zugleich an die wechselvolle Geschichte, an Zwangsarbeit unter dem NS-Regime oder die „schwierige und schmerzhafte Zusammenführung nach der Wende“. Carl Zeiss sei nach der Umstrukturierung aber stärker als je zuvor im Osten
wie im Westen – ein globales Technologieunternehmen, das sich durch große Innovationskraft auszeichne.
Die Carl-Zeiss-Stiftung als Alleinaktionärin von Zeiss profitiert vom wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens, das im abgelaufenen Geschäftsjahr fast eine Milliarde Euro als Betriebsergebnis erzielt hat. Das gibt der Stiftung Kapital für die Wissenschaftsförderung. Seit 2007 investierte sie mehr als 300 Millionen Euro gut 700 Forschungsprojekte.
Mit dem Jubiläum startet Zeiss die internationale Initiative „Ein Herz für die Wissenschaft“, um bestehende Projekte zum Heranführen von Kindern und Jugendlichen an die Wissenschaft und Forschung unter einem Dach zu bündeln.