Thüringer Allgemeine (Gotha)

Rückschlag für Nord Stream 2

Bundesnetz­agentur setzt Zertifizie­rung aus. Das könnte die Inbetriebn­ahme um mehrere Monate verzögern

- Von Hannes Koch

Die Gaspipelin­e Nord Stream 2 bleibt wohl länger verschloss­en als angenommen. Am Dienstag erklärte die Bundesnetz­agentur in Bonn, sie habe das Zertifizie­rungsverfa­hren für die beiden Rohrleitun­gen „vorläufig ausgesetzt“. Der Schritt dürfte zu einer Verzögerun­g der Inbetriebn­ahme

um mindestens einige Monate führen.

Wäre das Zertifizie­rungsverfa­hren ohne Komplikati­onen durchgelau­fen, hätte der russische Konzern Gazprom im kommenden Frühjahr mit der Genehmigun­g rechnen können. Denn technisch sind die beiden Leitungen durch die Ostsee fertig, das Gas wartet in den Röhren, aber die Ventile sind noch zu.

Um die Röhren in Betrieb nehmen zu können, fehlt noch die Zertifizie­rung als „unabhängig­er Netzbetrei­ber“. Den Antrag darauf hat die Nord Stream 2 Aktiengese­llschaft bei der Bundesnetz­agentur gestellt. Allerdings sitzt die Nord Stream 2 AG in Zug in der Schweiz, außerhalb der Europäisch­en Union.

Gazprom muss nun eine deutsche Tochter gründen, die den Teil der Pipeline kontrollie­rt, der in deutschem Hoheitsgeb­iet verläuft. Das kann dauern. Man muss Personal einstellen und die „Vermögensw­erte übertragen“, wie die Netzagentu­r mitteilte. Dann darf Nord Stream 2 einen neuen Antrag stellen, und das Verfahren läuft weiter.

Die Zertifizie­rung stellt eine formale Hürde dar, die der Pipeline jedoch nicht grundsätzl­ich im Wege steht. Sie ist nötig, seit die EU-Gasrichtli­nie erweitert wurde. Die französisc­he Regierung lehnte Nord Stream 2 ab, die Bundesregi­erung befürworte­te das Projekt. Als Kompromiss einigte man sich auf den zusätzlich­en Verfahrens­schritt.

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FOTO: DPA Wann das erste Gas geliefert wird, ist unklar. Berlin.

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