Helge Braun (49)
Der promovierte Mediziner (mit Einser-Abitur) und Narkosearzt aus Hessen zog 2002 erstmals in den Bundestag ein, flog drei Jahre später nach Verlust des Direktmandats allerdings wieder raus. Nach erneutem Wiedereinzug machte er Karriere, erst als Staatssekretär im Bildungsministerium (2009–2013), ab 2013 dann im Kanzleramt als Staatsminister für Bürokratieabbau und die Bund-Länder-Koordinierung. Seit 2018 ist er Kanzleramtschef, folgte in dieser Position dem Saarländer Peter Altmaier nach, organisierte maßgeblich die Corona-Politik mit. Braun wird auch als Nachfolger des hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier gehandelt.
Braun gilt als fleißig, gut organisiert und stressresistent. Digitalisierung ist für ihn nicht nur ein politisches Schlagwort, sondern ein Thema, für das er seit Jahren mit Leidenschaft wirbt. Im Gegensatz zu seinen beiden Konkurrenten tritt er zum ersten Mal an.
Seine Diskretion und bedingungslose Loyalität gegenüber Angela Merkel – Voraussetzung für den Posten des Kanzleramtschefs – haben dazu geführt, dass Braun kaum ein eigenes politisches Profil entwickelt hat. Auch mit einem Führungsanspruch oder Gedanken zur Zukunft der CDU ist er bislang nicht aufgefallen. Seinen im Januar 2021 geäußerten Vorschlag, die Schuldenbremse auszusetzen, zog er nach Protesten aus der CDU schnell wieder zurück.
Das Merkel-Lager, die hessische CDU, viele bisherige Unterstützer von Armin Laschet und die Kritiker von Merz und Röttgen.
Alle, die finden, dass die CDU einen Bruch mit der Merkel-Ära braucht.
Der Katholik Braun ist ein echter „Schlammbeiser“, wie gebürtige Gießener genannt werden (nach dem Arbeitswerkzeug Schlamp-Eisen der früheren Kanalreiniger). Mit seiner Frau Katja, die er bei der Jungen Union kennenlernte, teilt er die Leidenschaft für Gartenarbeit und Kochen.