Thüringer Allgemeine (Gotha)

Ein Leben für den Tierschutz

Die Gothaerin Uschi Wassermann kümmert sich liebevoll um zumeist alte und benachteil­igte Hunde

- Von Jutta Ritter

Gotha. Es war der Trennungss­chmerz, der Uschi Wassermann einst ins Tierheim „Arche Noah“Gotha führte. Das war vor ungefähr 17 Jahren. Damals zerbrach ihre Beziehung. Und weil sie in Schichten arbeitete, musste sie sich schweren Herzens von dem Tschechisc­hen Wolfshund trennen, den sie und ihr einstiger Lebensgefä­hrte im Wald entdeckt hatten.

Im Tierheim Gotha fand Uschi genau die richtige Aufgabe, die Zukunft verhieß. Seitdem gibt sie zumeist alten und kranken Hunden im Tierschutz Liebe und Geborgenhe­it. Was zunächst aus der eigenen Not heraus geschah, wurde ihr zum Lebensinha­lt.

Uschi Wassermann, geboren am Neujahrsta­g 1945, ist über all die Jahre als ehrenamtli­che Tierschütz­erin in der „Arche Noah“gegenwärti­g. Auf flinken Füßen ist sie, meist morgens, im Umfeld des Tierheims mit Hunden unterwegs. Es sind bisher ausnahmslo­s alte oder durch Angst und schlechte Haltung gezeichnet­e Hunde, um die sich Uschi kümmert. Etliche ihrer Schützling­e hat sie bis in den Tod mit streicheln­den Händen begleitet, denn längst nicht immer finden alte und kranke Tiere des Tierheims ein Gnadenplät­zchen für ihren letzten Weg. Auch vom Menschen schlecht behandelte oder ausgesetzt­e Hunde, jedem Menschen gegenüber misstrauis­ch, hat Uschi zurück ins Vertrauen geholt.

Zum Beispiel die Beagle-Hündin Paula, die von der Feuerwehr Gotha von einem Autobahnra­ndstreifen gerettet wurde. Paula hatte sich total zurückgezo­gen in ihre verwundete Seele und konnte den Menschen nicht mehr vertrauen. Sie galt als nicht vermittelb­ar.

Es gibt Erfolgsges­chichten, aber nicht sehr viele

Uschi Wassermann setzte sich in Paulas Zwinger und wartete, ohne die Hündin zu berühren. Sie sollte von allein kommen. Was für eine Freude, als Paula schließlic­h ihre Hand duldete und das erste Leckerchen annahm. Nach einer Weile waren in kleinen Schritten Ausflüge nach draußen möglich. Heute lebt Paula bei lieben Menschen in einem neuen Zuhause.

Solche Erfolgsges­chichten erlebt Uschi nicht oft. Meistens kümmert sie sich um Hunde, die wegen ihres Alters und ihrer Beschwerde­n kein Glück mehr haben, ein neues Zuhause zu finden. Uschis Zuwendung verschöner­t diesen Tieren die letzten Lebensjahr­e. Sie können mit Uschi Spaziergän­ge durch die Uelleber Flur erleben, manche durften zeitweise sogar Uschis Garten genießen. In ihrem ganzen bisherigen Leben, erzählt Uschi Wassermann, spielten Tiere ein wichtige Rolle. Schon im Kindesalte­r gab es immer Haustiere. Als sie selbst eine Familie hatte, mit vier Kindern, waren auch immer Haustiere da. Sie lebte ihren Kindern vor, welche Wertschätz­ung Tiere verdienen.

Gern hätte Uschi auch zu Hause wieder einen Hund aufgenomme­n, das aber war lange Zeit nicht möglich. Die vielen Treppen bis in ihre Wohnung im dritten Obergescho­ss kann kein alter, kranker Hund meistern. Außerdem arbeitete Uschi bis zur Rente und noch etwas darüber hinaus im Schichtdie­nst. Im Arbeitsleb­en kümmerte sich Uschi um hilfebedür­ftige Menschen in einer Seniorenre­sidenz. In der Küche, und besonders in der Cafeteria, galt sie als gute Seele und hatte immer ein offenes Ohr. Bei den von ihr eingeführt­en Stammtisch-Runden gab es Spaß und viel zu erzählen – und natürlich erfuhren die Gäste auch alles über Uschis Schützling­e im Tierheim.

Zu kurze Beine für die hohen Treppenstu­fen Inzwischen hat es doch ein Hündchen in Uschis Zuhause geschafft. Zwar hat Lotti viel zu kurze Beine für die vielen Treppenstu­fen, aber die Kleine wird einfach unter den Arm genommen und getragen. Lotti ist für Uschi „der absolute Hauptgewin­n“, was natürlich auch umgekehrt gilt.

Der Tierschutz ist auf Menschen wie Uschi Wassermann angewiesen, denn die Vereine kommen ohne ehrenamtli­che Helfer nicht aus. Das Engagement dieser Helfer kann deshalb nicht hoch genug geschätzt werden. Für Uschi Wassermann ist das nicht das Wichtigste. Für sie zählt das Tierwohl. Und wenn sie in die dankbaren Augen ihrer Schützling­e blickt, weiß sie, dass sich jede Mühe lohnt.

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FOTO: ANDREAS GRUß Uschi Wassermann und ihr Hunde-Schützling Lotti wissen, was sie aneinander haben.

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