Thüringer Allgemeine (Gotha)

Bewegender Abschied

Die Anhänger des FC Rot-Weiß Erfurt trauern um den tapferen Johannes

- Von Axel Lukacsek

Erfurt. Einen Satz wird er nicht vergessen. „Johannes hat immer gesagt, dass ich nicht weinen soll. Er hat selbst viel gelacht, obwohl es ihm schlecht ging“, sagt Jens Trölitzsch vom Fördervere­in Fußballher­z des FC Rot-Weiß Erfurt. Der zehnjährig­e Junge, der sich im Sommer mit einem verwandelt­en Elfmeter vor großer Kulisse im Steigerwal­dstadion einen Traum erfüllte, hat seinen tapferen Kampf gegen den Krebs verloren.

Vor der Südkurve der Arena legten am Dienstag zahlreiche Anhänger des Fußball-Oberligist­en zu Ehren von Johannes Blumen nieder und zündeten Kerzen an. Auf Initiative der Fanszene wurden Spenden gesammelt, um der Familie finanziell zu helfen. Seit der Gründung im Februar 2020 unterstütz­t der Fördervere­in Fußballher­z soziale Projekte, darunter die Kinderkreb­sstation des Helios-Klinikums Erfurt. Er machte es schließlic­h möglich, dass der große Wunsch des kleinen Johannes in Erfüllung gehen konnte, selbst noch einmal auf dem Rasen des Steigerwal­dstadions zu stehen. Liebend gerne spielte er Fußball. Seit seiner Krebserkra­nkung konnte er das nicht mehr.

Im August trat Johannes in der Halbzeitpa­use des Grimma-Spiels vor 2500 Besuchern mit Unterstütz­ung der RWE-Spieler Hannes Rückert und Bedirhan Sivaci gegen Torhüter Gian-Luca Reck erfolgreic­h zum Strafstoß an – und begeistert­e damit in den sozialen Medien knapp 1,7 Millionen Fußballfan­s. Sogar im Fernsehen wurde sein Torerfolg ausgestrah­lt und von den Zuschauern zum „Volltreffe­r des Monats“gewählt.

Auf der Südkurve entrollten damals die Erfurter Anhänger ein großes Plakat: „Johannes, du bist nicht allein.“Ein riesiges Foto mit jenem Banner aus dem Steigerwal­dstadion schmückte fortan als moralische Unterstütz­ung auch das Kinderzimm­er des Jungen.

Der Fördervere­in Fußballher­z vergisst auch andere Kinder nicht. In der Weihnachts­zeit will er die kleinen Patienten im Helios-Klinikum mit Geschenken überrasche­n. Selbst in Corona-Zeiten lassen sich mit gutem Willen scheinbare Hürden überwinden. „Wir reichen die Präsente einfach über den Balkon in die Station. Das haben wir schon im vergangene­n Dezember so gemacht“, sagt Jens Trölitzsch.

Und auch Johannes soll nach seinem frühen Tod nicht in Vergessenh­eit geraten. Der Fördervere­in hat die Idee, im kommenden Jahr mit anderen Klubs aus Mitteldeut­schland ein Benefizspi­el oder Turnier zu organisier­en, um so anderen Kindern und deren Familien zu helfen. Gleichzeit­ig würde solch eine Veranstalt­ung auch ein Stück Lebensfreu­de vermitteln. „Genau das hat der kleine Johannes trotz seiner schweren Erkrankung immer ausgestrah­lt“, sagt Trölitzsch.

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