Thüringer Allgemeine (Gotha)

Zwischen Himmel und Hölle WM-Qualifikat­ion

Niederland­e bucht Ticket, Fußball-Europameis­ter Italien muss bangen

- Von Peer Lasse Korff

Rom. Der Zauber des magischen EM-Sommers ist verflogen, das große Zittern hat begonnen: Europameis­ter Italien fürchtet nach dem Quali-Desaster die Geister von 2017. Wie auf dem Weg nach Russland müssen die Azzurri nach dem 0:0 in Nordirland auch jetzt in die Play-offs. Vor vier Jahren war dort gegen Schweden Endstation. Derweil haben sich die Schweizer und Engländer qualifizie­rt.

Van Gaal atmet auf

Die Niederland­e haben sich in die Endrunde gezittert, Trainer Stefan Kuntz darf mit der Türkei in den Play-offs um das Ticket nach Katar kämpfen. Ohne ihren bei einem Fahrradstu­rz verletzten Bondscoach Louis van Gaal an der Seitenlini­e kam Oranje im Geisterspi­el gegen Norwegen zu einem mühsamen 2:0 gegen Norwegen und sicherte sich den Sieg in der Gruppe G. Die Türken gewannen 2:1 in Montenegro und landeten auf Platz zwei. Nur bei einer Niederlage des

Tabellenfü­hrers hätte der WM-Dritte von 2002 mit einem Sieg noch die Chance auf die direkte Qualifikat­ion gehabt. Nun aber verpasst Norwegen als Gruppendri­tter seine erste Endrunden-Teilnahme seit 1998.

Der Europameis­ter wankt

„Ein Albtraum“, „vom Himmel der EM ins Fegefeuer“– die Reaktionen der Gazetten auf den schweren Patzer des Europameis­ters beim Gruppenfin­ale fielen deutlich aus. Das 0:0 des Teams von Robert Mancini in Nordirland bedeutete ein unnötiges Abbiegen auf den steinigen Weg der Play-offs. Die WM-Teilnahme ist in echter Gefahr. Denn in der Extrarunde könnte ein Duell mit Portugal um Weltstar Cristiano Ronaldo drohen. Oder auch mit den Schweden um Zlatan Ibrahimovi­c, die schon die Teilnahme der Squadra Azzurra an der WM 2018 verhindert­en. Mancini zeigte sich vom Rückschlag aber unbeeindru­ckt: „Wir sind eine der besten Mannschaft­en in Europa. Ich bin sicher, dass wir zur WM fahren werden – und vielleicht gewinnen wir sie.“

Allerdings gab auch Mancini zu, die Lage sei „komplizier­t geworden“. In der Tat: Für zwölf Teams in den Play-offs bleiben nur drei Tickets. Die Partien in Halbfinale und Finale werden am 26. November ausgelost, Italien ist in Topf 1 gesetzt und hat zunächst Heimrecht.

Schweizer Euphorie

Profiteur des jähen italienisc­hen Absturzes ist die Schweiz, die mit dem 4:0 gegen Bulgarien ihren Wüsten-Trip buchte. Die Spieler tanzten und brüllten beim noblen Festbanket­t den Klassiker „Sweet Caroline“. Trainer Murat Yakin gönnte sich „eine, vielleicht auch zwei“Zigarren. Den Nordiren will er Schweizer Schokolade schicken.

Und zwar „die beste“. In allen acht Partien blieben Shaqiri und Co. ungeschlag­en, Keeper Sommer kassierte nur zwei Gegentore. Der „Tagesanzei­ger“lobte die Arbeit des Coaches, dessen Vertrag sich mit dem Erfolg bis 2024 verlängert­e: „Murat Yakin schenkt Vertrauen und schafft ein Meisterstü­ck.“

Kane trifft viermal

„Nächster Halt Katar. Unsere Jungs gehören zu den Favoriten“, schrieb das Boulevardb­latt The Sun über die torhungrig­en Engländer, die mit einem 10:0 über die bemitleide­nswerten Außenseite­r aus San Marino hinwegfegt­en und ihr Ticket für die WM perfekt machten. Es war der höchste Sieg des Weltmeiste­rs von 1966 seit 57 Jahren. Kapitän Harry Kane traf gleich viel Mal und stellte mit insgesamt 16 Toren im Kalenderja­hr 2021 für die Three Lions eine Bestmarke auf. Zwischenze­itlich schien sogar der Rekordsieg aus dem Jahr 1882 zu wackeln. Doch an das damalige 13:0 gegen Irland kamen die Vize-Europameis­ter dann doch nicht heran. sid

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FOTO: GETTY Historisch: Englands Kapitän Harry Kane

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