Papa Geiger mit neuen Schuhen
Deutschlands aktuell bester Skispringer startet am Freitag mit den DSV-Adlern in Nischni Tagil in den Olympia-Winter
Die kleine Luisa spielt bei Karl Geigers großen Plänen schon voll mit. „Sie schläft ziemlich gut – ich bin also ganz ausgeruht“, sagt der stolze Papa vor dem Start in den prall gefüllten Olympia-Winter, in dem er wie im Vorjahr die Schanzen rocken will. Und das dank Luisa mit voller Kraft. „Wenn ich mich ein wenig umhöre, habe ich da ziemlich Glück“, lächelt der Oberstdorfer.
Die Geburt der heute elf Monate alte Luisa ist Geigers wohl schönste Erinnerung an einen Winter voller Emotionen. Hochzeit, Nachwuchs, Corona, Heim-WM mit vier Medaillen und zum krönenden Abschluss der Titel bei der Skiflug-WM. „Es wäre mir manchmal lieber gewesen, es wäre etwas ruhiger verlaufen“, sagt der 28-Jährige im Rückblick: „Aber heute kann ich nur sagen: Besser geht’s nicht.“
Oder doch? Denn wenn Geiger am Wochenende in Nischni Tagil (Russland) als Hoffnungsträger in die Saison startet, sind schon neue Ziele zu sehen. Ende Dezember beginnt die Vierschanzentournee. „Irgendwann wird Deutschland hoffentlich wieder einen Gesamtsieger haben“, sagt Geiger über jenen Klassiker, den seit Hannawalds legendärem „Grand Slam“2001/02 kein Deutscher mehr gewann.
Und dann sind da ja auch noch die Olympischen Spiele in Peking und die Skiflug-WM im norwegischen Vikersund. „Ich bin voll motiviert und werde alles geben. Wenn es ansatzweise so wird wie zuletzt, kann ich nur sagen: Habe die Ehre, das war genial“, sagt Geiger.
Abschied nehmen hieß es für Geiger dagegen beim Material. Zwei Jahre lang sprang er unfreiwillig mit denselben Schuhen, im Skispringen eine halbe Ewigkeit. Zuletzt riss sogar die Lasche ab und musste geflickt werden. Aber: „Das war der beste Schuh, den ich hatte“, so Geiger: „Jetzt kann ich ihn in den Ruhestand schicken.“
Dass es auch mit neuem Schuhwerk klappt, bewies Geiger Ende Oktober, als er die deutsche Meisterschaft gewann. „Karls aktueller Stand ist besser als der im vergangenem Jahr“, sagt Bundestrainer Stefan Horngacher: „Er hat sich sein
Familienleben gut zurechtgelegt, er trainiert super, ist auf einem sehr guten Weg. Ich glaube, dass er wieder gereift ist. Wenn er gesund bleibt, hat er richtig große Chancen.“
Vielleicht schon am ersten Wochenende? 2020 hatten Markus Eisenbichler und Geiger zum Auftakt für einen Doppelsieg gesorgt, allerdings im polnischen Wisla. Doch auch in Nischni Tagil haben die DSV-Adler mit Siegen 2014 und 2015 (Severin Freund) sowie zweimal 2017 (Andreas Wellinger und Richard Freitag) eine starke Bilanz vorzuweisen. Geiger verzichtete vorigen Winter auf die Reise, weil der Nachwuchs auf dem Weg war. Nun ist Töchterchen Luisa zumindest als Edelfan am Fernseher dabei. sid