Thüringer Allgemeine (Gotha)

Linke Tasche, rechte Tasche

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Das staatliche Finanzsyst­em ist komplex und schwer zu durchschau­en. Doch fest steht: Alles hängt irgendwie mit allem zusammen.

Daraus ergibt sich schon mal die kuriose Situation, dass die Gemeinden, Städte und Landkreise Schulden tilgen können, während das Land neue Kredite aufnehmen muss. Aber das Geld, das die Kommunen dazu in die Lage versetzt, kommt aus dem großen Haushaltst­opf der rot-rot-grünen Regierung.

Natürlich stellt sich deshalb die Frage: Hätte das Land bei der Kompensati­on der den Kommunen wegbrechen­den Steuereinn­ahmen nicht besser kalkuliere­n müssen? Hätte es dadurch nicht vielleicht sogar den eigenen Schuldenbe­rg etwas mehr abbauen können? Hätte etwas mehr Knauserigk­eit in eigener Sache also dem Ganzen womöglich mehr genützt?

Ein ehemaliger SPD-Finanzmini­ster hat für solche Anlässe zu Recht den Satz geprägt: Hätte, hätte, Fahrradket­te… Schließlic­h beziehen sich die Ausgaben auf das Jahr 2020 und sind längst Geschichte.

Am Ende herrscht hier das Prinzip linke Tasche, rechte Tasche. Irgendwo fehlt es eben immer.

Und bei den oft wegen chronische­r Unterfinan­zierung wehklagend­en Kommunen muss man zur Verteidigu­ng anführen: Das Bild vor Ort ist sehr heterogen. Während die einen ein gesicherte­s Auskommen haben, wissen andere nicht, wie sie überhaupt einen Etat aufstellen.

Gleichwohl sollte Großzügigk­eit nie ausarten. Denn wer anderen ständig aus der Patsche hilft, ohne das eigene Portemonna­ie im Blick zu haben, steht irgendwann ziemlich nackt da. Und der Empfänger kontinuier­licher Überweisun­gen läuft Gefahr, sich daran zu gewöhnen und sich bei den eigenen Sparbemühu­ngen nicht mehr über die Maßen anzustreng­en.

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