Thüringer Allgemeine (Gotha)

Eltern lassen sich öfter krankschre­iben

Deutlicher Anstieg der Anträge auf Kinderkran­kengeld durch Corona. Mehr Frauen nehmen sich Zeit für den Nachwuchs

- Von Hanno Müller

Erfurt. Die Ausfälle von Schulen und Kitas während der Corona-Pandemie haben zu einem deutlichen Anstieg beim Kinderkran­kengeld geführt. Allein bei der AOK plus wurden 2021 mehr als 157.000 Fälle registrier­t. Das entspricht einer Verdopplun­g gegenüber 2020 mit knapp 83.000 Fällen, sagte Kassenspre­cherin Hannelore Strobel.

Die Barmer in Thüringen registrier­te 44.079 Kinderkran­kentage. Davon gingen 32.600 auf eine Erkrankung des Kindes zurück, knapp 11.500 waren pandemiebe­dingt. 2020 waren es etwas insgesamt etwas mehr als 26.000 Krankentag­e. Die Zahl der Anträge stieg bei der Barmer von rund 10.500 auf über 15.000. „Dabei zeichnet sich nach wie vor ein Ungleichge­wicht in den Familien ab. Frauen haben bis Ende November an 30.378 Tagen Kinderkran­kengeld in Anspruch genommen – und damit mehr als doppelt so häufig wie Männer“, so Landeschef­in Birgit Dziuk.

Wegen der Corona-Maßnahmen war die Zahl der Kinderkran­kentage 2021 von sonst 10 auf 30 pro Elternteil verdreifac­ht worden, für Alleinerzi­ehende von 20 auf 60. Anders als sonst wird die Leistung nicht nur im Krankheits­fall, sondern auch dann gewährt, wenn sich Eltern freistelle­n lassen müssen, weil Schulen und Kitas schließen, nur Notbetrieb anbieten oder weil Quarantäne angeordnet wird. Gezahlt werden 90 Prozent des Nettoverdi­enstes.

Bei der Techniker Krankenkas­se (TK) in Thüringen sind im vergangene­n Jahr 4762 Anträge auf das Corona-Kinderkran­kengeld eingegange­n. Mit Abstand die meisten Anträge gingen im Februar 2021 ein, als die Kitas und Schulen fast flächendec­kend geschlosse­n waren. Leicht angestiege­n seien auch die Anträge auf reguläres Kinderkran­kengeld. Laut TK gab es im Sommer eine „außergewöh­nlich hohe Anzahl von Anträgen“. Die Zahlen deckten sich mit Berichten aus Kinderarzt­praxen, wonach zu dieser Zeit ein Anstieg der Virusinfek­te beobachtet wurde. mit dpa

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