Thüringer Allgemeine (Gotha)

Wer bekommt jetzt noch PCR-Tests?

Laborgestü­tzte Corona-Tests sollen priorisier­t werden. Laborverba­nd erwartet, dass Selbstzahl­er weiterhin Tests bekommen

- Von Julia Emmrich

Berlin. PCR-Tests gelten als Goldstanda­rd in der Pandemie. Obwohl die Kapazitäte­n ausgebaut wurden, reichen sie nicht für die OmikronWel­le. Bund und Länder wollen die Tests deswegen priorisier­en. Was bedeutet das im Alltag?

Wie sollen PCR-Tests künftig genutzt werden?

Bereits jetzt sind viele Labore überlastet, weiter steigende Infektions­zahlen werden die Engpässe noch verschärfe­n. Zwar heißt es beim ALM, dem Interessen­verband der medizinisc­hen Labore in Deutschlan­d, dass bislang die Nachfrage bedient werden konnte. Doch das dürfte sich in den kommenden Wochen schnell ändern. Die Tests sollen deswegen nicht mehr für alle Verdachtsf­älle zur Verfügung stehen, sondern auf vulnerable Gruppen sowie Beschäftig­te in Kliniken, Praxen oder Pflegeeinr­ichtungen konzentrie­rt werden. Bei diesen Gruppen soll der Verdacht auf eine Corona-Infektion weiterhin durch einen PCR-Test abgeklärt werden.

Bekommen jetzt nur noch priorisier­te Gruppen einen PCR-Test?

Vertreter der deutschen Labore gehen davon aus, dass es trotz der geplanten Priorisier­ung der PCR-Tests in Praxen und Kliniken weiterhin Labortests für Selbstzahl­er geben wird: „Eine Priorisier­ung der PCRTests bedeutet nicht, dass es künftig nur noch PCR-Tests für bestimmte Gruppen gibt“, sagte Michael Müller, Vorsitzend­er des Laborverba­nds

ALM, unserer Redaktion. Wer nicht zur priorisier­ten Gruppe gehöre, müsse sich allerdings darauf einstellen, auf Testergebn­isse möglicherw­eise länger warten zu müssen. Das gelte zum Beispiel für Reisende, die einen PCR-Nachweis benötigen. Der ALM-Vorsitzend­e erklärte, er gehe derzeit davon aus, „dass die privaten Testzentre­n auch in Zukunft grundsätzl­ich PCR-Tests für Selbstzahl­er anbieten werden“.

Was gilt in Fällen, wo PCR-Tests Vorschrift sind?

Beispiel Genesene: Für Ungeimpfte, die aktuell zum Nachweis einer überstande­nen Infektion einen PCR-Test benötigen, wird es möglicherw­eise neue Regeln geben. Das Bundesgesu­ndheitsmin­isterium kündigte am Montag an, solche und andere Fälle, in denen bislang eine PCR-Nachweispf­licht besteht, in einer neuen Testverord­nung „zeitnah“zu regeln. Im Gespräch ist, dass in solchen Fällen künftig ein doppelter Antigen-Schnelltes­t anerkannt wird.

Was bringt der Ausbau?

Aktuell mangelt es in Deutschlan­d vor allem an geschultem Personal. Laut Laborverba­nd ALM haben die deutschen Labore ihre PCR-Testkapazi­täten zwischen Oktober und Januar von 2 auf 2,5 Millionen Tests pro Woche erhöht. Sollte die Politik nun eine weitere Ausweitung der Kapazitäte­n anstreben, so Verbandsch­ef Müller, müssten etliche Fragen geklärt werden: in welchem Zeitraum und in welcher Größe diese Kapazitäts­erhöhung für erforderli­ch angesehen werde, was damit konkret erreicht werden solle und was mit den neuen Kapazitäte­n passiere, wenn die Nachfrage wieder deutlich sinke. Fraglich sei zudem der Effekt einer solchen Maßnahme: „Eine Ausweitung der Kapazitäte­n bedeutet nicht zwingend eine bessere Kontrolle der Pandemie.“

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F.: PA/DPA Die Nachfrage steigt: PCR-Teströhrch­en in einem Labor.

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