Hoffen auf Banksy
Die Erfurter Zentralheize beginnt das Jahr 2022 mit spektakulärer Street-Art-Kunst
Erfurt. „There is always hope“, stimmt seit Montag ein Plakat vor dem Eingang zur Zentralheize in Erfurt optimistisch. Ein kleines Mädchen versucht, einen roten Luftballon in Herzform zu fangen. Sparsame Striche und nur zwei Farben erzählen überraschend eine Geschichte.
„Es besteht immer Hoffnung“, diesem Zitat des Street-Art-Künstlers Banksy folgen auch die Erfurter Macher einer Ausstellung über seinen Mythos. Denn knapp eine Woche vor Eröffnung der Schau hieß es am Freitag seitens der Stadt plötzlich, geht nicht, die Eröffnung der Ausstellung könne nicht genehmigt werden. Grund sei die aktuelle Corona-Verordnung. Assistiert wurde vom Gesundheitsministerium, das ebenfalls kein Spielraum sah.
Der Verbotsankündigung folgten Gespräche und Hoffnung
Die Organisatoren des Projekts in der Büro- und Eventlocation „Zentralheize“mitten in Erfurt bewerten die Situation allerdings ganz anders. „Aus unserer Sicht trifft der Paragraf 29 der Verordnung nicht auf die Ausstellung zu“, erklärt am Montag Andreas Tröger, Chef der Zentralheize dieser Zeitung. Thüringenweit könnten Ausstellungen in Museen besucht werden.
Tröger und sein Team wollen ihr erstes öffentliches Highlight nicht aufgeben – der Einsatz scheint sich gelohnt zu haben. Bereits am Wochenende folgten erste zustimmende Worte. Am Montag stellte sich dann auch Erfurts Kulturdezernent, Tobias Knoblich, hinter das Vorhaben und spricht von einem Fanal, sollte die Ausstellung nicht wie geplant eröffnen werden können.
Die Stadt Erfurt überprüfe noch einmal ihre bisherige Genehmigungspraxis. Immerhin hatte am Wochenende bereits Kulturminister
Benjamin-Emanuel Hoff (Linke) grünes Licht signalisiert, weil der Verbotsparagraf nicht zutreffe. Museen und Ausstellungsmacher in ganz Thüringen dürften den weiteren Gang der Entscheidung aufmerksam verfolgen. Das letzte Wort hat am heutigen Dienstag die Stadt Erfurt.
Die Ausstellung ist fast fertig aufgebaut
Derweil nimmt über das Wochenende die Ausstellung „The Mystery of Banksy“in den sanierten Industrieräumen des alten Kohleheizkraftwerks weiter Gestalt an. Trennwände entstehen, Repliken von Graffitis und Skulpturen des geheimnisvollen, 1974 im englischen Bristol geborenen Künstlers, werden platziert.
Zwischendrin wirbelt immer wieder Virginia Jean herum, gibt Hinweise, hat alles im Blick. Die junge Frau kuratiert die Ausstellung. Zur naheliegendsten Frage bei ihrem Job, ob sie Banksy persönlich kenne, schweigt sie aber vielsagend. Das Mysterium lebt weiter, denn nur wenige haben den Künstler bei einer seiner spektakulären Arbeiten wirklich beobachten können.
Eines der Geheimnisse erklärt die Expertin, die selber in der StreetArt-Szene aktiv ist, dann aber doch. Die so schlicht wie überraschend wirkenden Graffiti bedürfen intensiver Vorbereitung, damit es dann schnell gehe. Beispielsweise werde mit Schablonen gearbeitet.
Das Phänomen Banksy lässt sich schwer fassen. Für die einen ist er eine Art Robin Hood, seine Arbeiten bringen Geld für gemeinnützige Spenden ein. Auch kritisierte er mit einer spektakulären Aktionen vor vier Jahren den Kunstmarkt, als das Bild des Mädchens mit dem Ballon nach dem Zuschlag für umgerechnet 1,2 Millionen Euro, teilweise von einem im Rahmen versteckten Schredder zerstört wurde. Allerdings erzielte das gehäckselte Bild im Vorjahr bei einer erneuten Auktion sagenhafte 19 Millionen Euro.
Wer sich auf das Mysterium Banksy einlassen möchte, muss die Tickets mit festem Termin online kaufen, beispielsweise beim Ticketshop dieser Zeitung. Es gelten die Corona-Regeln mit 2G-Zugang.