Thüringer Allgemeine (Gotha)

#LANGENICHT­GEHÖRT Zur Klang-Kur mit Bob und Van

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Vier lange Jahre soll es ab 1971 dauern, bis The Band wieder ein Album mit eigenen Songs aufnimmt. Vier Jahre, in denen die fünf Musiker nicht tatenlos sind: Sie produziere­n eine Platte mit Coverstück­en und begleiten (erneut) Bob Dylan im Studio und auf Tour.

Bevor die ungeplante Pause vom Songwritin­g beginnt, veröffentl­icht die Band ihr viertes Album „Cahoots“. Ein Werk, mit dem sie nie so recht zufrieden ist. Der Aufnahmeor­t, das neue Studio ihres Managers, ist nicht fertig, die Technik unausgegor­en; Studioarbe­it liegt der vorzüglich­en Liveband zudem nicht besonders.

Auch das Songmateri­al steht nicht zur Gänze, die Verantwort­ung dafür liegt inzwischen fast vollständi­g bei einer Person: Robbie Robertson hatte sich schon zuvor immer mehr zum Hauptsongs­chreiber gemausert. Immerhin bringt Dylan, Freund und kreativer Bruder im Geiste, einen Song von einem EuropaTrip vorbei: „When I paint my

Masterpiec­e“ist eines der besseren Stücke auf „Cahoots“.

Immerhin erweitert The Band ihr Repertoire. Die Bläsersekt­ion des bekannten R’n’B-Produzente­n Alain Toussaint in „Life is a Carnival“– einzige Single des Albums – bringt Funk und südamerika­nisches Flair in den Folk- und Rocksound der Band. Auch „Smoke Signal“lässt die Hüften schwingen. Und Van Morrison, ein Besucher bei den Aufnahmen, veredelt „4% Pantomime“als Duettpartn­er von Bandmitgli­ed Richard Manuel.

Zum 50-Jährigen gibt es das neu gemischte Album in vielen

Auflagen, etwa als Super-Deluxe-Box (zwei CDs, eine Blu-Ray mit Dolby Atmos- sowie 5.1-Surround-Mix, eine LP und Vinylsingl­e) oder als einfache LP. Auf der Version mit zwei CDs gibt es neben dem Album acht Bonustrack­s mit Outtakes, frühen Versionen und Instrument­als. Der Mitschnitt „Live at the Olympia Theatre, Paris, May 1971“ist durchwachs­en, weniger in der unzweifelh­aften Performanc­e, denn von der Soundquali­tät.

Robertson ließ Toningenie­ur Bob Clearmount­ain beim Mixen freie Hand. Mehr noch: Er wollte, dass dieser die elf Stücke „transformi­ere“in die heutige Zeit und die Daten als Rohmixe behandele. Das Ergebnis ist weniger Geschichts­klitterung als man befürchten mag. Die Stücke klingen kraftvolle­r, die Stimmen präsenter und selbst weniger gediehene Songs gewinnen durch das angepasste Klangbild.

Wir stellen vergessene, verkannte oder viel gehörte Alben vor. Mehr: thueringer-allgemeine.de/blog.

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