Thüringer Allgemeine (Gotha)

Das ist Selbstschu­tz

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Als die Grünen 1998 erstmals in die Bundesregi­erung gelangten, wollten sie die Bundesrepu­blik verändern, ökologisch, sozial, wirtschaft­lich. Was sie nicht planten, war die erste deutsche Kriegsbete­iligung seit 1945.

Aber genauso kam es, erst auf dem Balkan und dann am Hindukusch. Es gab legendäre Parteitags­schlachten, am Ende stand die Zustimmung der Grünen.

Spätestens seit dieser Zeit ist es geradezu albern, die Grünen noch als pazifistis­che Partei zu bezeichnen. Selbst in den 16 Jahren der Opposition stimmten ihre Abgeordnet­en im Bundestag zumeist zu, wenn es darum ging, einen Auslandsei­nsatz in Afghanista­n oder anderswo zu verlängern.

Parallel dazu entwickelt­en sich die Grünen in den vergangene­n Jahren zu jener Partei im Parlament, die dem Machtsyste­m von Wladimir Putin am kritischst­en gegenüber stand. Sie fanden stets die deutlichst­en Worte, wenn es um Menschenre­chte oder die energiepol­itische Abhängigke­it ging.

Gleichwohl bleibt es erstaunlic­h, wie klar und geschlosse­n die Grünen damit umgehen, dass sie wieder kurz nach einem hoffnungsf­rohen Regierungs­eintritt mit der kalten Realität eines Krieges konfrontie­rt werden. Während viele Sozialdemo­kraten und einige Unionisten mit der neuen Lage hadern sowie Teile von Linke und AfD die Querfront der Moskau-Versteher bilden, verfolgt die Partei, die einst auch aus der Friedensbe­wegung entstand, den konsequent­esten Kurs gegenüber dem Aggressor.

Diese Konsequenz ist nötig, in den Entscheidu­ngen, aber auch in der Kommunikat­ion. Die Ukraine muss sich selbst verteidige­n können, sonst hört sie auf, als souveräner Staat zu existieren – und mit ihr die Mehrzahl der seit 1945 etablierte­n Werteprinz­ipien.

Und nein, das ist nicht Kriegstrei­berei. Das ist auch Selbstschu­tz.

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