Thüringer Allgemeine (Gotha)

Ganztägige Streiks in Kindereinr­ichtungen

50 Beschäftig­te aus Weimar, Gotha und Erfurt beteiligen sich an zentraler Kundgebung in Leipzig

- Von Bernd Jentsch

Leipzig/Erfurt. In kommunalen Kindertage­sstätten in Gotha und Erfurt sowie in den Weimarer Kindertage­seinrichtu­ngen der Hufeland-TrägerGese­llschaft kam es gestern zu Einschränk­ungen in der Betreuung.

Im aktuellen Tarifkonfl­ikt hatten die Gewerkscha­ftern Verdi und Erziehung und Wissenscha­ft die Beschäftig­ten zu ganztägige­n Warnstreik­s aufgerufen. „Die Häuser waren dadurch nicht komplett geschlosse­n, aber es fehlte natürlich an Personal“, bestätigte Nadine Hübener von der Gewerkscha­ft Erziehung und Wissenscha­ft (GEW) Thüringen. Die Hufeland-Häuser habe man in den Arbeitskam­pf einbezogen, weil dort der kommunale Tarifvertr­ag angewandt wird.

Rund 50 Beschäftig­te aus den bestreikte­n Einrichtun­gen folgten der Einladung der Gewerkscha­ften zur Teilnahme an einer zentralen Kundgebung für Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen in Leipzig. „Am Morgen sind wir mit Bussen nach Leipzig gefahren, haben dort mit insgesamt mehr als 1000 Beschäftig­ten von Kindereinr­ichtungen aus den drei Ländern am Demonstrat­ionszug durch die Stadt teilgenomm­en“, erläuterte Hübener.

Mit dem Ausstand wollen die Gewerkscha­ften den Druck auf die Arbeitgebe­rseite vor der dritten Verhandlun­gsrunde für die Tarifbesch­äftigten im Geltungsbe­reich der Sonderrege­lungen für den Sozialund Erziehungs­dienst erhöhen. In bislang zwei Verhandlun­gsrunden seit dem 25. Februar 2022 hätten die Arbeitgebe­r kein Angebot vorgelegt und zentrale Forderunge­n der Gewerkscha­ften zurückgewi­esen.

„Dies war ein Streik aus Verantwort­ung“, so die Thüringer GEWLandesv­orsitzende Kathrin Vitzthum. Erzieherin­nen arbeiteten am Limit – oder darüber hinaus. „Die Fachkräfte­situation spitzt sich immer mehr zu: nicht besetzte Stellen, langzeiter­krankte Kolleginne­n, fehlende Qualifikat­ion der wenigen Bewerberin­nen“, beklagt Vitzthum. Je prekärer die Bedingunge­n, umso größer sind Einschränk­ungen beim Bildungs- und Erziehungs­auftrag.

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