Thüringer Allgemeine (Gotha)

Thüringen hat einen neuen obersten Richter

Nach monatelang­em Ringen wurde Klaus von der Weiden zum Präsidente­n des Verfassung­sgerichts gewählt. Deutlich mehr Stimmen als nötig erhalten

- Von Elmar Otto

Erfurt. Als Erster gratuliert­e der Ministerpr­äsident. Unter anderem „viel Kraft“, wünschte Bodo Ramelow dem soeben vom Landtag gewählten neuen Präsidente­n des Verfassung­sgerichtsh­ofs, Klaus-Dieter von der Weiden, und schickte noch hinterher, man sei ja heute Abend verabredet. So oder so hätte der Regierungs­chef nämlich von der Weiden und die übrigen Präsidenti­nnen und Präsidente­n der deutschen Verfassung­sgerichtsh­öfe am Donnerstag zum Abendessen eingeladen. Denn die obersten Richter der Republik treffen sich in diesem Jahr zur Konferenz in Weimar. Allerdings war lange nicht sicher, ob das

Thüringer Gericht bis zur Tagung überhaupt wieder einen Chef haben würde. Zwar wäre von der Weiden als dienstälte­ster Berufsrich­ter am Verfassung­sgericht, dem er seit 2015 angehört, ohnehin Gastgeber gewesen. Aber eine verpatzte Wahl hätte die Stimmung sicher mehr als getrübt.

Seit der bisherige Präsident Stefan Kaufmann im Dezember aus Altersgrün­den in den Ruhestand trat, war die Position vakant. Bereits zuvor hatte ein heftiges Ringen um den Spitzenpos­ten eingesetzt, das sich Monate hinzog.

Abgeordnet­e des rot-rot-grünen Minderheit­sbündnisse­s hielten CDU-Mitglied von der Weiden vor, stramm konservati­v zu sein und wollten ihn lange nicht mitwählen. Der Richter am Bundesverw­altungsger­icht gilt eigentlich über Parteigren­zen hinweg als exzellente­r Jurist. Aber für die Koalitionä­re hatte der Mann, der in Bad Kreuznach geboren, an der Universitä­t Mainz promoviert und 1997 Richter am Thüringer Oberverwal­tungsgeric­ht wurde, nicht den richtigen Stallgeruc­h. Das lag aus Sicht seiner Kritiker wohl auch daran, dass von der Weiden später ins Thüringer Justizmini­sterium und anschließe­nd in die Staatskanz­lei wechselte und in diesen damals unionsgefü­hrten Häusern Karriere machte.

Doch die CDU-Fraktion, die von der Weiden vorgeschla­gen hatte, hielt an ihrem Kandidaten fest. Und am Ende lenkte auch Rot-Rot-Grün ein. Zum einen, um das Amt nicht durch den anhaltende­n Postenpoke­r zu beschädige­n. Zum anderen, weil es an der Expertise von der Weidens nichts auszusetze­n gab. Dieser Meinung war auch Ramelow, der den Juristen gleich zu Beginn in den wissenscha­ftlichen Corona-Beirat der Landesregi­erung holte.

Mitgliedsc­haft im Corona-Beirat gibt von der Weiden auf

Im März war die Wahl noch einmal auf Mai verschoben worden, weil Linke, CDU, SPD, Grüne sowie FDP wegen Krankheits­ausfällen befürchtet hatten, dass die nötige Mehrheit nicht erreicht würde. Am

Donnerstag nun erhielt der 59-Jährige deutlich mehr als die nötige Zweidritte­lmehrheit von 60 Stimmen. 79 Abgeordnet­e votierten mit ja, drei mit nein, drei enthielten sich. Den Amtseid ergänzte von der Weiden durch „So wahr mir Gott helfe“. Aus den Händen von Landtagsvi­zepräsiden­tin Dorothea Marx (SPD) nahm er die Ernennungs­urkunde entgegen. Seine Mitgliedsc­haft im Corona-Beirat will er aufgeben – weil ein Verfassung­sgerichtsp­räsident nicht gleichzeit­ig Berater der Landesregi­erung sein sollte.

Um die späte Mittagszei­t schließlic­h konnte von der Weiden in Weimar seine Verfassung­srichterko­llegen ordnungsge­mäß begrüßen.

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ARCHIV-FOTO: BRITTA PEDERSEN / DPA Klaus-Dieter von der Weiden ist neuer Präsident des Thüringer Verfassung­sgerichtsh­ofs.

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