Neuer Elektroniker aus Brasilien
Pilotprojekt zur Anwerbung und Integration ausländischer Fachkräfte gestartet
Kölleda. In den Fabrikhallen der Firma Logatec in Kölleda (Kreis Sömmerda) wird künftig auch portugiesisch gesprochen. Ein neuer Mitarbeiter des Unternehmens hat seine Wurzeln im fernen Brasilien. „Wir haben Herrn Gaal bereits beim ersten Kontakt per Videoschalte als idealen Mitarbeiter für unsere Firma ausgemacht und seither den Kontakt nicht mehr abreißen lassen“, bestätigt Manuela Zühlsdorff, die bei Logatec das operative Geschäft verantwortet.
Der 32-jährige Vladimir Gaal hat schon ein Jahr lang in Deutschland gelebt. „Ich war als Austauschstudent 2014 in Münster“, berichtet der Elektroniker für Betriebstechnik. Er hat in seinem Heimatland zunächst Physik studiert und an der Hochschule angehende Elektroniker unterrichtet.
Gemeinsam mit seiner Frau will er in Deutschland eine neue Heimat finden. Sie kann allerdings erst in zwei Jahren nachkommen, berichtet Gaal. „Sie ist noch für ein Jahr zum Studium in den USA, macht danach in Brasilien ihren Doktor in Biologie und kommt danach 2024 nach Deutschland“, erläutert er die Pläne des Paares.
Den Kontakt zwischen dem Thüringer Unternehmen und der Fachkraft aus Brasilien haben die Industrieund Handelskammer (IHK) Erfurt und die Erfurter Arbeitsagentur vermittelt. Sie sind Teilnehmer eines Pilotprojektes der Bundesagentur für Arbeit und des DIHK mit dem Namen „Hand in Hand for International Talents“. Das läuft an fünf Standorten bundesweit, bestätigte die Chefin der Arbeitsagentur Irena Michel. „Es wurde bereits im
Jahr 2019 gestartet, war pandemiebedingt aber zwischenzeitlich nicht umsetzbar“, ist Michel froh darüber, endlich loslegen zu können. Aktuell habe man Kontakt zu 151 Bewerbern in Brasilien, Vietnam und Indien, die Interesse daran haben, nach Thüringen zu kommen.
Die Suche nach Fachkräften sei in den Firmen mittlerweile Chefsache, bestätigt Thomas Fahlbusch von der IHK Erfurt. „Zwei von drei Firmen sehen in fehlenden Fachkräften das größte Risiko“, berichtete Fahlbusch von Umfrageergebnissen. In den nächsten Jahren gehen in Thüringen rund 50.000 Beschäftigte in Rente und es fehle der Nachwuchs als Ersatz dafür. Es gebe daher keine Alternative zu einer gezielten Einwanderung aus Drittstaaten. Mit dem Pilotprojekt will man das neue Fachkräfteeinwanderungsgesetz auf den Prüfstand stellen und auch mögliche Schwachpunkte erkennen, um Änderungen anregen zu können. Es läuft derzeit neben Erfurt noch in Lübeck, Düsseldorf, Reutlingen und Rostock.
Die Firma Logatec freue sich über den neuen Mitarbeiter, so Geschäftsführer Ralph Zühlsdorff. In
Kölleda ist das Unternehmen seit fast 30 Jahren ansässig, hat am Standort zwischenzeitlich bis zu eine Million Computer im Jahr gefertigt. Heute seien die 50 festangestellten Mitarbeiter vor allem mit der Reparatur von elektrischen Geräten beschäftigt, sagt Zühlsdorff.
Man sei bemüht, den ausländischen Fachkräften Rekrutierung bis zur Integration anzubieten, erläuterten die Projektkoordinatorinnen Anja Wolf und Andrea Mayland. So habe man Vladimir Gaal bei der Wohnungssuche und dem Kontakt mit den Behörden unterstützt.