Frust in Kunst verwandelt
Mal grob, mal ganz filigran: Die Ilmenauerin Barbara Gruß zeigt in der Kulturscheune in Mühlberg Malerei und Plastiken
Mühlberg. „Je älter ich werde, desto mutiger werde ich mit den Farben“, sagt Barbara Gruß, die ab 8. Mai ihre Bilder und Plastiken in der Kulturscheune Mühlberg ausstellt. Knallige Töne, harte Kontraste und kurvige Formen zeichnen die Kunst der Ilmenauerin aus, die Kunst in Dresden studierte und doch meist nur nachts zum Malen kam.
1943 geboren interessierte sich Barbara Gruß immer für das Zeichnen und Malen – doch wohin damit im noch jungen Arbeiter- und Bauern-Staat? So ergriff sie vorerst einen handfesten Beruf. Nach der Ausbildung zur Facharbeiterin in der Landwirtschaft begann sie im selben Metier ein Studium und brach es ab, um sich dem zu widmen, worin sie wirklich ihr Talent sah. Zwischen den Kunststudenten in Dresden stach sie nicht nur als eine der wenigen Frauen heraus. „Ich war wahrscheinlich die erste, die im Studium zwei Kinder bekommen hat“, sagt Gruß.
Während ihre Kommilitonen den großen Meistern nacheiferten, fand Barbara Gruß wenig Zeit für ihre Studieninhalte. Sie malte meist nachts, auch als das dritte Kind kam und pflegebedürftig wurde. Dennoch schaffte sie ihr Diplom mit Bravour. „Da haben wir den Männern die Harke gezeigt“, sagt sie über sich und ihre Mitstudentinnen.
Die ersehnte Anstellung als Gebrauchsgrafikerin war mit der Wende passé. Ihren Frust malte und hämmerte sie sich von der Seele. Erst spät entdeckte sie Plastiken für sich. Auch an der Leinwand arbeitet sie ungern filigran, lieber mit breiten Strichen, beschränkt sich auf wenige ausdrucksstarke Farben. Dabei arbeitet sie sich an Körpern ab, malt die Landschaften ihrer Heimat aber scheut auch nicht schwierige Themen wie Flucht und Vertreibung, für die sie dann doch den Spitzpinsel herausholt.
Ausstellung von Barbara Gruß: 8. bis 29. Mai, Kulturscheune Mühlberg, Thomas-Müntzer-Straße 4a, jeweils mittwochs bis sonntags von 10 bis 16 Uhr.