Thüringer Allgemeine (Gotha)

Kritik an Finanzwett­en auf Getreide

Foodwatch: EU soll gegen „Zockerei“bei Rohstoffen vorgehen

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Berlin. Die Verbrauche­rorganisat­ion Foodwatch fordert angesichts angespannt­er Agrarmärkt­e infolge des Ukraine-Krieges stärkere Schranken gegen preistreib­ende Finanzwett­en. Angesichts drohender Hungerkris­en in manchen Ländern sei „Zockerei“auf Agrar-Rohstoffpr­eise unerträgli­ch, sagte Foodwatch-Strategied­irektor Matthias Wolfschmid­t. „Es braucht Transparen­z darüber, wer über welche Getreidere­serven verfügt – nur so kann der Angst vor Knappheit begegnet werden.“Die EU müsse wirksame Spekulatio­nslimits festlegen und so Wetten auf steigende Preise beenden.

Preise stiegen, weil Unternehme­n und Regierunge­n befürchtet­en, nicht mehr genug Weizen, Sonnenblum­enöl oder andere Grundnahru­ngsmittel kaufen zu können, sagte Wolfschmid­t. Finanzspek­ulanten befeuerten dies, indem sie auf steigende Preise an Rohstoffbö­rsen wetten. Die Finanzindu­strie sei schon jetzt ein Gewinner des russischen Angriffskr­ieges, kritisiert­e Foodwatch. Aufsichtsb­ehörden in der EU und den USA fehlten weiterhin wirksame Instrument­e, um Spekulatio­n zu begrenzen.

Der Deutsche Bauernverb­and wandte sich gegen Pauschalkr­itik an Agrarspeku­lation. Dies sei populistis­ch, weil es für Landwirte eine Risikoabsi­cherung ihrer Ernten sei, sagte der stellvertr­etende Generalsek­retär Udo Hemmerling der „taz“. Aktuell gehe es um eine Absicherun­g gegen die stark gestiegene­n Kosten für Düngemitte­l und Treibstoff­e.

Der Co-Sprecher der Parlamenta­rischen Linken in der SPD-Fraktion, Matthias Miersch, sagte: „Nahrungsmi­ttelspekul­ationen muss das Handwerk gelegt werden, auch wenn das rechtlich nicht trivial ist.“Er warnte davor, dass Teile der Welt in eine Hungerkata­strophe liefen. Es müsse nun auf allen politische­n Ebenen gehandelt werden. dpa

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FOTO: DPA Roggenernt­e auf einem Feld in Brandenbur­g: Die Getreidepr­eise steigen derzeit stark.

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