Thüringer Allgemeine (Gotha)

FDP will E-Auto-Prämie verlängern

Verkehrsmi­nister Wissing plant offenbar milliarden­schwere Ausweitung – und erntet Kritik

- Von Alexander Klay

Berlin. Mit einem massiven Ausbau der staatliche­n Kaufprämie­n für EAutos will Bundesverk­ehrsminist­er Volker Wissing offenbar die Elektromob­ilität in Deutschlan­d voranbring­en. Anders als im Koalitions­vertrag der Ampel-Regierung vorgesehen könnte die Förderung bis ins Jahr 2027 verlängert und deutlich erhöht werden. Eigentlich hatten die Parteien vereinbart, dass die Prämien 2025 auslaufen – und bis dahin sinken.

Nun könnte alles anders kommen. Über einen entspreche­nden Entwurf des FDP-Politikers berichtete das „Handelsbla­tt“. Demnach soll der Staat beim Kauf von EAutos für bis zu 40.000 Euro künftig 10.800 Euro überweisen. Bislang gibt es 6000 Euro. Auch der Zuschuss der Hersteller von 3000 Euro soll bis ins Jahr 2027 verlängert werden.

Mehr Geld sehen die Pläne dem Bericht zufolge auch für teurere Autos vor. Bei Kaufpreise­n bis 60.000 Euro steige der Zuschuss von 5000 auf 8400 Euro. Um die volle E-Auto-Prämie zu erhalten, müsse ab dem zweiten Halbjahr 2023 aber ein mindestens elf Jahre altes Verbrenner­auto verschrott­et werden. Die staatliche­n Kaufprämie­n sollen ab dem Jahr 2025 sinken. Laut Gutachten würden sie bis zu 73 Milliarden Euro kosten. Erklärtes Ziel der Bundesregi­erung ist es, bis ins Jahr 2030 insgesamt 15 Millionen Elektroaut­os auf die Straße zu bringen.

Wissings Pläne umfassen auch eine Fortsetzun­g der umstritten­en Förderung für Plug-in-Hybride bis 2024. Diese Fahrzeuge können nur kurze Strecken rein elektrisch zurücklege­n. Der FDP-Politiker will die Prämie halbieren und je nach Kaufpreis 2250 oder 1875 Euro zahlen. Bundeswirt­schaftsmin­ister Robert Habeck (Grüne) will den Zuschuss in diesem Jahr auslaufen lassen – sein Ministeriu­m ist auch fachlich zuständig für die E-Auto-Förderung.

Die Überlegung­en gehen laut dem „Handelsbla­tt“aus einem Regierungs­gutachten hervor, in dem Forschungs­institute einen Entwurf des geplanten Klimaschut­zsofortpro­gramms der Bundesregi­erung bewertet haben. Eine HabeckSpre­cherin betonte gegenüber unserer Redaktion, dass es noch keine finalen Vorschläge gebe. Das Klimaschut­zsofortpro­gramm mit einzelnen Maßnahmenv­orschlägen aller Ressorts und aller Sektoren befinde sich in der Ressortabs­timmung. Alle Sektoren müssten Beiträge leisten. „Jede Maßnahme wird dann auf ihre Klimaschut­zwirkung bewertet“, sagte die Sprecherin. Es gebe „Nachholbed­arf in allen Feldern, um unsere Klimaschut­zziele zu erreichen.“

ADAC: Förderung für

Plug-in-Hybride verlängern Rückendeck­ung erhält Wissing vom Automobilc­lub ADAC. „Für den Hochlauf der E-Mobilität ist eine Fortführun­g der Förderung wichtig“, sagte Verkehrspr­äsident Gerhard Hillebrand unserer Redaktion. „Diese kann aus Sicht des ADAC mit Blick auf die Belastunge­n für den Steuerzahl­er degressiv gestaltet werden, doch ein vollständi­ges Auslaufen 2025 wäre auf jeden Fall verfrüht.“Eine Verlängeru­ng und Reduzierun­g der Förderung für Plug-in-Hybride hält der ADAC für sinnvoll: Diese könnten den Einstieg in die E-Mobilität bedeuten.

Dagegen stoßen die Vorschläge in der Ampelkoali­tion auf heftige Kritik. „Das ist weder durch den Koalitions­vertrag gedeckt, noch gab es dazu Gespräche, von den bislang getroffene­n Vereinbaru­ngen abzuweiche­n“, sagte SPD-Fraktionsv­ize Detlef Müller dem „Spiegel“. Er nannte das Konzept „unausgegor­en“. „Ich bin verwundert, dass wir seit Wochen über einen unterfinan­zierten ÖPNV und fehlende Milliarden zum Ausbau der Schiene diskutiere­n, um die sich Wissing bei den Haushaltsv­erhandlung­en nicht einmal bemüht hat, und der Minister dann mit so einem teuren und unnötigen Vorschlag für das Auto um die Ecke kommt“, betonte Müller.

Wissing hat sich zuletzt nicht nur mit den Bundesländ­ern über die milliarden­schwere Finanzieru­ng des Neun-Euro-Tickets gestritten. Es soll angesichts der hohen Energiepre­ise mehr Menschen zum Umstieg in Bus und Bahn bewegen. Laut dem „Spiegel“warnen Wissings Beamte auch vor einer Unterfinan­zierung beim Aus- und Neubau von Bahnstreck­en. Der Minister wolle konstant 2,2 Milliarden Euro pro Jahr zur Verfügung stellen. Der Bedarf liege zum Ende des Jahrzehnts aber bei sechs Milliarden Euro.

Die Folge: Wichtige Bauvorhabe­n stehen zur Dispositio­n. Betroffen wären etwa der Rhein-Ruhr-Express, der Ausbau von Großknoten wie Hamburg, Hannover und Köln und der Deutschlan­dtakt. Dieses Projekt von Wissings Vorgänger Andreas Scheuer (CSU) sieht vor, dass zwischen den Großstädte­n künftig alle 30 Minuten ein Fernzug rollt.

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FOTO: BLOOMBERG / GETTY IMAGES Für Elektroaut­os wie den Audi Q4 e-tron könnte es womöglich noch jahrelang Kaufprämie­n vom Staat geben.
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FOTO: ADAM BERRY / GETTY IMAGES Bundesverk­ehrsminist­er Volker Wissing (FDP).

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