Haus aus Arnstadt rollt zur Ostsee
Spezialtransportunternehmen aus Ostthüringen hebt Tiny House auf einen Transporter
Arnstadt. Ein Haus am Haken, das durch die Luft schwebt, war am Montag im Gewerbegebiet Erfurter Kreuz bei Arnstadt zu bestaunen. „Wir liefern ein Haus an einen Kunden direkt an die Ostsee“, berichtete Lisa Gehlaur, Gründerin und Geschäftsführerin der Firma Tiny Concept GmbH & Co. KG Arnstadt. Das im Oktober 2020 gegründete Unternehmen hat sich auf sogenannte Tiny Houses spezialisiert.
„Das ist wie ein Einfamilienhaus, nur kompakt“, sagte Lisa Gehlau. In einem Haus findet man auf einer Wohnfläche von 32 Quadratmetern und einem zusätzlichen Schlafboden mit sieben Quadratmetern alles, was man im Haus vermutet. Es gibt eine Küchenzeile, einen Wohnbereich und ein Badezimmer..
Sie sehe in dem Angebot eine Alternative zur Eigentumswohnung, sagt die Unternehmerin. Zudem könne man im Grünen eine Terrasse ergänzen. Das Haus biete die Möglichkeit zur gesunden Lebensweise, setze auf Holz und Lehm als natürliche Baustoffe. Eine Solaranlage auf dem Dach ermögliche die eigene Energieerzeugung.
Montiert wird das Haus auf einem Stahlfundament, was keine Bodenversiegelung bedeute. Und wenn man sich beruflich oder privat verändern will, könne man dieses Haus mitnehmen.
Je nach Ausstattungswunsch liegen die Kosten für ein solches Haus laut der Firmengründerin zwischen 80.000 und 150.000 Euro. Für Interessenten aus der Region hat man am Firmengrundstück im Industriegebiet ein Musterhaus errichtet und bietet auch die Möglichkeit des Probewohnens an.
Kunden hat die Firma in der Region, aber auch in anderen deutschen Bundesländern. So hat am Montag das Haus seine Reise an die Ostsee angetreten. Am Mittwochvormittag soll es am Bestimmungsort eintreffen. Eine Kundin in Wismar habe das Haus bestellt, verrät Lisa Gehlau. Sie verfüge auch über das nötige Grundstück von 250 bis 300 Quadratmetern.
Doch zunächst war Präzision gefragt. Ein riesiger Spezialautokran der Ostthüringer Firma Autoservice
Pumuckl aus Schorba bei Jena rollte in Arnstadt auf das Firmengelände. Mehr als zwei Stunden benötigten die Experten, bis alle Haken und Seile exakt positioniert waren. Dann hob das kleine Haus, das es laut Lisa Gehlau auf stattliche 18 Tonnen Gewicht bringt, langsam ab und schwebte über eine Werkshalle hinweg in Richtung des Tiefladers.
Von „Millimeterarbeit“war bei den umstehenden Mitarbeitern der Firma Indoorbau – sie gehört den Eltern von Lisa Gehlau und wurde bereits 1949 gegründet – wiederholt die Rede, als das Haus sich zwischen den Wänden der Firmengebäude des Familienunternehmens auf den bereitstehenden Tieflader absenkte. Mehrfach musste korrigiert werden, hieß es noch einmal anheben, weil die Richtung noch nicht ganz stimmte. Doch die Präzisionsarbeit der Spezialfirma gelang und gegen 14.30 Uhr war es schließlich vollbracht: Das Haus hatte die exakte Stellung auf dem Tieflader für die mehrtägige Fahrt an die Küste erreicht.
„Nun machen sich Kollegen auf den Weg nach Wismar, um das Haus am Mittwoch um 9 Uhr in Empfang zu nehmen“, erläuterte Lisa Gehlau. Dort werde man direkt beim Kunden auch die Montage des Hauses vornehmen.