Glasfaser bis in die letzten Zipfel
Hörsel setzt beim Breitbandausbau auf Thüringer Glasfasergesellschaft
Hörselgau. Hinsichtlich des schnellen Internets gibt es ein großes Gefälle im Landkreis Gotha. In einigen Orten lässt es sich in Nullkommanichts durchs weltweite Netz surfen, andere sind nach wie vor weiße Flecken hinsichtlich Breitbandausbau.
Beispielhaft dafür stehen Dörfer der Landgemeinde Hörsel. Orte mit Gewerbegebiet und an Autobahn A4 oder ICE-Trasse gelegen mit hohem wirtschaftlichen Potenzial besitzen inzwischen ein Glasfasernetz. Andere, abseits des Stroms, sind für Telekommunikationsunternehmen kaum von Interesse, würden wahrscheinlich nie privatwirtschaftlich erschlossen werden. So ergibt sich es eine differenzierte Anschlusssituation. Mechterstädt etwa ist mit Glasfaser versorgt. Ortsteile wie Metebach oder Neufrankenroda
verfügen nicht über Internetzugang per Kabel, sondern nur über Funk.
Um dieses Manko zu beheben, waren vor Jahren im Landkreis Gotha „Cluster“gebildet worden, damit Kommunen im Verbund Förderung für schnelles Internet beantragen können. Dann kämpfte jede für sich allein.
Nun unternimmt die Landgemeinde Hörsel einen neuen Vorstoß, um auch in den letzten Zipfel Glasfaser zu bringen, sagt Beigeordneter Torsten Kühn, der seit einigen Monaten den erkrankten Bürgermeister Rainer Rudloff (beide Freie Wähler) vertritt. „Wir waren schon mal sehr weit vorangeschritten“, erinnert Kühn. Bis hin zu Fördermittelzusagen und Auftragsvergabe zum Ausbau. Kurz bevor es damit losgehen sollte, hätten sich die Voraussetzungen des Weiße-FleckenProgramms aber so gravierend geändert, dass von den etwa 540 zu erschließenden Anschlüssen, nur noch 88 übrig waren. Das betreffe nicht nur einzelne Orte, sondern mitunter Straßenzüge. Die Rosinen wurden herausgepickt. Der Rest als nicht mehr förderwürdig eingestuft. Kühn: „Niemand hat uns zusagen können, ob die Fördermittel unter den nun geänderten Voraussetzungen tatsächlich ausgezahlt werden.“
So habe die Gemeinde vor der Beginn der Corona-Pandemie entschieden, aus diesem Projekt auszusteigen.
Aus 1,3 Millionen Euro wurden drei Millionen Euro
Für die Kommune wäre das sonst mit einem finanziell unkalkulierbaren Risiko verbunden gewesen. „Wohl wissend, dass Breitbandversorgung kein kommunaler Auftrag ist“, betont der Beigeordnete. In der Startphase der Planung sei der
Eigenanteil der Gemeinde mit zehn Prozent veranschlagt gewesen, bei einer Gesamtsumme von 1,3 Millionen Euro. Vor finaler Prüfung und Auftragsvergabe standen drei Millionen Euro im Raum. Kühn: „Ohne Fördermittel nicht darstellbar.“
Nun richtet die Gemeinde Hörsel ihre Hoffnung auf die vergangenes Jahr gegründete Thüringer Glasfasergesellschaft. Kühn setzt darauf, dass mit deren Kompetenz und Ressourcen die digitale Infrastruktur im kleinsten Dorf ausgebaut werde.
Gleichzeitig stellt der Beigeordnete fest, dass Telekommunikationsunternehmen den Breitbandausbau fortsetzen wollen. Man prüfe, inwieweit sich damit der Glasfaserausbau vorantreiben lasse. Was wann wo umgesetzt werde, stehe noch nicht fest. Nur so viel: „Läuft alles reibungslos, könnten vier Hörsel-Ortsteile Ende 2023 auch mit Glasfaser erschlossen sein.“