Neue Formation glänzt in Hochform
Musik von Benda und Bach, interpretiert vom Barock-Ensemble der Thüringen-Philharmonie und großartigen Solisten
Gotha. „Barock ImPuls“nennt sich die neue Konzertreihe, und tatsächlich hat das Barock-Ensemble der Thüringen-Philharmonie, kaum erst gegründet, das Gespür fürs Barocke – und nicht nur das – wirklich im Puls.
Mit einem rundum überzeugenden Auftritt präsentierte es sich am Sonntagabend dem Gothaer Konzertpublikum in der Margarethenkirche, geleitet von der prominenten deutsch-japanischen Geigerin Midori Seiler und stilgetreu komplettiert durch eine Basslaute (Susanne Herre) und das für den Generalbass zuständige Cembalo (Jens Goldhardt).
Zu Beginn erklang die dreisätzige Sinfonie Nr. 4 F-Dur des Vorklassikers und langjährigen Gothaer Hofkapelldirektors Georg Anton Benda – mit einem Spritzer galanter Inspiration, Absage an einstige barocke Grundpositionen.
Drei Stücke aus Bachs
Zeit in Leipzig
In dem darauf folgenden Cembalokonzert D-Dur traten nicht nur Soloinstrument und Orchester in einen unterhaltsamen Dialog, sondern auch Instrumentengruppen untereinander. Als souveräne Solistin glänzte die Japanerin Beni Araki. Teil zwei des Konzerts war Bach gewidmet. Zuerst erklang Orchestersuite Nr. 1 in C-Dur, BWV 1066.
Zwar sind diese und die weiteren drei Werke des Genres aus Bachs Leipziger Zeit überliefert, doch darf man auf Grund ihres unbeschwertoptimistischen Grundgestus davon ausgehen, dass sie schon früher entstanden waren, womöglich in Köthen, wo Bach sich weder als unterwürfiger Diener eines selbstherrlichen Fürsten noch der einer stumpfsinnigen Verwaltungsbürokratie empfinden musste und folglich seine kreativste Zeit erlebte.
Auf die französische Ouvertüre folgt eine Reihe von Tänzen, jeder für sich von ganz individuellem Charakter. Besonders schön im letzten Tanz, einem Passepied, nahmen sich die Hölzbläserpassagen aus (Elke von Frommanshausen und Till Joachim, Obe; Romeo Dumuncu, Fagott).Den Abschluss bildeten das Violinkonzert g-Moll BWV 1056R und das Konzert für drei Violinen und Orchester BWV 1064R. Das „R“(reverse engineered) deutet auf eine von mehreren unterschiedlichen instrumentalen Fassungen hin.
Mit musikalischer Hingabe, perfekt in der Verbindung von Präzision und Emotion, zeigte sich Midori Seiler im Solokonzert. Und im Abschlusswerk des Abends erwiesen sich Seiler, Alexej Barchevitch und Diana Harutyunyan als absolut respektables Solistentrio. Mehrfach trampelnder Applaus war der verdiente Lohn für Solisten und Ensemble.