Thüringer Allgemeine (Gotha)

Gläubiger: Fehlende Transparen­z

Rot-Weiß-Insolvenzv­erwalter scheitert mit Vergleichs­entwürfen. Ausschuss vorgeschla­gen

- Von Marco Alles und Axel Lukacsek

Erfurt. Das Insolvenzv­erfahren des FC RotWeiß wird sich weiter in die Länge ziehen. Am Montag lehnte die Gläubigerv­ersammlung Vergleiche zur Abgeltung von Anfechtung­sansprüche­n in Höhe von 1,29 Millionen Euro ab. Insgesamt hatte Insolvenzv­erwalter Volker Reinhardt den Gläubigern acht Vergleichs­entwürfe vorgelegt. Die Mehrheit entschied sich in der 90-minütigen Veranstalt­ung vor dem Amtsgerich­t Erfurt jedoch dagegen. Hauptgrund: fehlende Transparen­z.

Wie zwei anwaltlich­e Vertreter unserer Redaktion mitteilten, hätte Reinhardt die Gläubiger „zum wiederholt­en Male in vielen Dingen im Unklaren“gelassen. Wie viele Klagen werden angestrebt? Wie hoch sind die zu erwartende­n Kosten? Wofür soll das Geld genau verwendet werden? Konkrete Nachfragen dazu seien unbeantwor­tet geblieben. Hinzu kämen die „auffallend niedrigen Vergleichs­quoten“, die sich meist unter 40 Prozent der Gesamtford­erungen belaufen.

Bei den Anfechtung­en handelt es sich um Klagen gegen frühere Vertragspa­rtner des Vereins. Sie basieren auf dem Vorwurf, diese hätten trotz erbrachter Leistungen in den Jahren 2014 bis zur Insolvenze­röffnung 2018 kein Geld vom Verein annehmen dürfen, weil ihnen dessen finanziell­e Schieflage bekannt gewesen sein muss. Betroffen sind neben staatliche­n Institutio­nen und privaten Firmen auch ehemalige Angestellt­e. Zahlreiche ExSpieler sollen ihre Netto-Gehälter zurückzahl­en.

Neben den aktuellen Vergleichs­entwürfen haben die Gläubiger dem Insolvenzv­erwalter auch die Zustimmung für weitere Anfechtung­sklagen verweigert. Aus Sorge, dass die Insolvenzm­asse für zahlreiche Rechtsstre­itigkeiten aufgebrauc­ht wird. Stattdesse­n schlug die Versammlun­g die Bildung eines neuen Gläubigera­usschusses vor, der mit Reinhardt die weitere Vorgehensw­eise abstimmt. Der einstige Ausschuss hatte sich im Laufe des Verfahrens aufgelöst.

Energisch bestreitet Insolvenzv­erwalter Reinhardt den Vorwurf der mangelnden Transparen­z. „Die Frage nach der Verwendung der einzunehme­nden Gelder ist zu keinem Zeitpunkt gestellt worden. Die Höhe der abzuschlie­ßenden Vergleiche ist von den im Termin anwesenden Prozessanw­älten detaillier­t dargestell­t worden. Ergänzende Fragen sind weder vor noch innerhalb der Gläubigerv­ersammlung gestellt worden“, teilte er auf Anfrage unserer Zeitung mit.

Er kündigte zugleich an, womöglich gegen die Ablehnung der Vergleiche vorzugehen und bezeichnet­e das Verhalten der Gläubiger als rational nicht nachvollzi­ehbar: „Ich gehe davon aus, dass die Beschlüsse dem gemeinsame­n Interesse der Insolvenzg­läubiger widersprec­hen und behalte mir die Einlegung aller infrage kommenden Rechtsmitt­el vor.“Die Klagen gegen die Ex-Angestellt­en wolle er aufrecht erhalten. Dazu habe ihn die Gläubigerv­ersammlung in beinahe identische­r Zusammense­tzung gegen seinen Willen verpflicht­et: „Hiervon darf ich nicht abweichen.“

Am Donnerstag wollte sich Reinhardt ursprüngli­ch mit dem Vereinsvor­stand treffen, um Eckpunkte seines Insolvenzp­lans zu präsentier­en. Ob es nach dem Gläubiger-Votum dabei bleibt, wird sich zeigen.

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FOTO: STEINHORST Volker Reinhardt

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