Gläubiger: Fehlende Transparenz
Rot-Weiß-Insolvenzverwalter scheitert mit Vergleichsentwürfen. Ausschuss vorgeschlagen
Erfurt. Das Insolvenzverfahren des FC RotWeiß wird sich weiter in die Länge ziehen. Am Montag lehnte die Gläubigerversammlung Vergleiche zur Abgeltung von Anfechtungsansprüchen in Höhe von 1,29 Millionen Euro ab. Insgesamt hatte Insolvenzverwalter Volker Reinhardt den Gläubigern acht Vergleichsentwürfe vorgelegt. Die Mehrheit entschied sich in der 90-minütigen Veranstaltung vor dem Amtsgericht Erfurt jedoch dagegen. Hauptgrund: fehlende Transparenz.
Wie zwei anwaltliche Vertreter unserer Redaktion mitteilten, hätte Reinhardt die Gläubiger „zum wiederholten Male in vielen Dingen im Unklaren“gelassen. Wie viele Klagen werden angestrebt? Wie hoch sind die zu erwartenden Kosten? Wofür soll das Geld genau verwendet werden? Konkrete Nachfragen dazu seien unbeantwortet geblieben. Hinzu kämen die „auffallend niedrigen Vergleichsquoten“, die sich meist unter 40 Prozent der Gesamtforderungen belaufen.
Bei den Anfechtungen handelt es sich um Klagen gegen frühere Vertragspartner des Vereins. Sie basieren auf dem Vorwurf, diese hätten trotz erbrachter Leistungen in den Jahren 2014 bis zur Insolvenzeröffnung 2018 kein Geld vom Verein annehmen dürfen, weil ihnen dessen finanzielle Schieflage bekannt gewesen sein muss. Betroffen sind neben staatlichen Institutionen und privaten Firmen auch ehemalige Angestellte. Zahlreiche ExSpieler sollen ihre Netto-Gehälter zurückzahlen.
Neben den aktuellen Vergleichsentwürfen haben die Gläubiger dem Insolvenzverwalter auch die Zustimmung für weitere Anfechtungsklagen verweigert. Aus Sorge, dass die Insolvenzmasse für zahlreiche Rechtsstreitigkeiten aufgebraucht wird. Stattdessen schlug die Versammlung die Bildung eines neuen Gläubigerausschusses vor, der mit Reinhardt die weitere Vorgehensweise abstimmt. Der einstige Ausschuss hatte sich im Laufe des Verfahrens aufgelöst.
Energisch bestreitet Insolvenzverwalter Reinhardt den Vorwurf der mangelnden Transparenz. „Die Frage nach der Verwendung der einzunehmenden Gelder ist zu keinem Zeitpunkt gestellt worden. Die Höhe der abzuschließenden Vergleiche ist von den im Termin anwesenden Prozessanwälten detailliert dargestellt worden. Ergänzende Fragen sind weder vor noch innerhalb der Gläubigerversammlung gestellt worden“, teilte er auf Anfrage unserer Zeitung mit.
Er kündigte zugleich an, womöglich gegen die Ablehnung der Vergleiche vorzugehen und bezeichnete das Verhalten der Gläubiger als rational nicht nachvollziehbar: „Ich gehe davon aus, dass die Beschlüsse dem gemeinsamen Interesse der Insolvenzgläubiger widersprechen und behalte mir die Einlegung aller infrage kommenden Rechtsmittel vor.“Die Klagen gegen die Ex-Angestellten wolle er aufrecht erhalten. Dazu habe ihn die Gläubigerversammlung in beinahe identischer Zusammensetzung gegen seinen Willen verpflichtet: „Hiervon darf ich nicht abweichen.“
Am Donnerstag wollte sich Reinhardt ursprünglich mit dem Vereinsvorstand treffen, um Eckpunkte seines Insolvenzplans zu präsentieren. Ob es nach dem Gläubiger-Votum dabei bleibt, wird sich zeigen.