Thüringer Allgemeine (Gotha)

Der deutsch-deutsche Crash

Formel-1-Pilot Mick Schumacher war kurz vor seinen ersten WM-Punkten, doch kollidiert­e er ausgerechn­et in seinen Kumpel Sebastian Vettel

- Von Kristof Stühm

Miami. Mick Schumacher schaute ins Leere, er malmte mit den Zähnen, von der Hitze des Rennens in Miami hatte er noch einen roten Kopf. Dann versuchte der Haas-Pilot irgendwie zu erklären, was nicht hätte passieren dürfen – der Crash mit Sebastian Vettel, seinem Kumpel. Er kostete Schumacher am späten Sonntagabe­nd die ersten WMPunkte seiner Formel-1-Karriere.

Als „sehr unglücklic­h“bezeichnet­e Schumacher hinterher den Unfall drei Runden vor Schluss, als der 23-Jährige offenbar eine Lücke sah, die nicht wirklich da war und er ausgerechn­et Vettel abräumte. Auf Platz neun liegend, die ersten Punkte waren schon so gut wie eingefahre­n. Wollte Schumacher zu viel? Oder war er doch zu zögerlich?

„Ich hätte dahinter bleiben können, oder ich hätte entschiede­ner vorbeifahr­en können“, räumte Schumacher ein, der Mittelweg jedenfalls funktionie­rte nicht. Am Ende verließ er Miami, eigentlich „Magic City“genannt, völlig enttäuscht nach Platz 15.

Schumacher mit Latifi die einzigen Fahrer ohne Saisonpunk­t

„Wir waren auf dem besten Weg, Punkte zu holen, aber wir müssen noch etwas warten“, sagte Schumacher: „Wir haben ein gutes Auto und müssen es schaffen, nicht immer in schwierige Situatione­n zu kommen.“So steht auch nach seinem 26. Rennen die „0“in der Punktetabe­lle. Mit Nicholas Latifi (Williams) ist Mick Schumacher der einzige Fahrer, der in dieser Saison noch keinen Zähler auf dem Konto hat.

Schon zuletzt in Imola hatte sich Schumacher zwei Dreher geleistet, jetzt der Crash mit Vettel – der Druck auf den Sohn von Rekordwelt­meister Michael Schumacher wird beim nächsten Rennen in Spanien nun noch größer.

Er und Vettel gaben sich hinterher keine Schuld, auch die Stewards werteten den Zwischenfa­ll als normalen Rennunfall, sprachen keine Strafe aus. Onkel Ralf Schumacher klopfte seinem Neffen fast väterlich auf die Schulter.

Schumacher und Vettel hatten zunächst noch nicht miteinande­r gesprochen. Der Ex-Weltmeiste­r versuchte Schumacher anzurufen, doch der gab zu diesem Zeitpunkt noch Interviews. Und kündigte bei Sky an: „Ich werde mit Sicherheit mit ihm darüber reden. Es ist schade für uns beide.“

Auch Schumacher­s Teamchef Günther Steiner hat wohl noch etwas Redebedarf. „Es war eindeutig nicht der Tag, den wir uns gewünscht haben“, sagte der Südtiroler und sprach von „Pech mit einigen Ereignisse­n auf der Strecke“. Es sei „enttäusche­nd, wenn es so aussieht, als ob man in die Punkte fahren würde, und es dann doch nicht klappt – Micks Zwischenfa­ll mit Sebastian hat dafür leider gesorgt“, sagte Steiner enttäuscht.

Und der 34-jährige Vettel meinte: „Ich dachte, ich wäre in der Kurve vorne. Als ich ihn dann gesehen habe, war es für uns beide zu spät.“Es „tut mir leid, dass wir beide raus sind“aus den Punkten, sagte der Aston-Martin-Pilot. Doch besonders bitter war es für den jungen Mick Schumacher – er muss sich nun weiter gedulden. sid

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