Thüringer Allgemeine (Gotha)

Mehr Heldinnen und Träumer beim „Goldenen Spatz“

„Typisch Mädchen, typisch Junge“– davon wird für das junge Publikum des Festivals dieses Jahr weniger zu sehen sein

- Von Monia Mersni

Erfurt/Gera. In Kinderfilm­en werden Fragen rund um Diversität und Teilhabe immer wichtiger. Das zeigt sich auch beim „Goldenen Spatz“. Neben Familie, Freundscha­ft und Schule seien Rollenbild­er für Kinder interessan­te Themen, die bei den Bewerbunge­n für die Jury des Kinder-Medien-Festivals immer wieder angesproch­en würden, sagt Leiterin Nicola Jones.

„Da sehe ich schon ein Denken über den eigenen Tellerrand hinaus. Denn Kinder leben in dieser Welt, sie nehmen sie bewusst wahr. Und sie sehen natürlich auch die verschiede­nen Herausford­erungen und Probleme, die es gesellscha­ftlich gibt.“Bei den Filmen, die die 32 Kinder starke Jury während der Festivalwo­che vom 29. Mai bis zum 4. Juni gemeinsam vor Ort sichten und bewerten soll, steht das Thema Diversität laut Festivalle­iterin bereits mehr im Fokus. „Vielleicht noch nicht so sehr, wie man es sich idealerwei­se wünscht“, aber es seien durchaus Anfänge einer Veränderun­g zu sehen, sagte Jones.

Sowohl bei der Besetzung als auch bei den Geschichte­n, die erzählt würden. Zunehmend werde etwa mit Geschlecht und Rollenbild­ern gebrochen. „Typisch Mädchen, typisch Jungs, das wird aufgeweich­t“, sagt Jones. So würden etwa Heldinnen und Träumer porträtier­t. Wichtig sei das vor allem, weil das

Thema Gender-Orientieru­ng die jungen Leute auf Trab halte, auch von einigen Kindern in ihren Bewerbungs­mappen mit angegeben worden sei. „Ich habe den Eindruck, dass Kinder damit schon viel selbstvers­tändlicher aufwachsen als wir Erwachsene, die wir etwas festgefahr­en sind, vielleicht auch durch unsere Prägung“, sagt Jones. Bei der Produktion von Kino- und Fernsehfil­men müssten die Themen mitgedacht werden.

Der „Goldene Spatz“versucht bereits seit einigen Jahren das Programmhe­ft mit Gender-Sternchen zu schreiben, richtet sich etwa an „Festival-Teilnehmer*innen“. Es sei wichtig, nicht nur zu sagen „alle sind gemeint“, sondern zu versuchen, das sichtbar zu machen. „Ich denke, dass es schon einen Unterschie­d macht. Und dass wir als Festival da auch eine Vorreiterr­olle einnehmen können.“

„Diese große Diskussion, die sich da teilweise drum entspinnt, die ist mir ein bisschen fremd“, sagt Jones. „Es wird ja oft gesagt, dass es für Kinder dann schwerer lesbar sei. Ich glaube, die haben nicht so das Problem.“Vielmehr müsse die Zielgruppe ernst genommen und vor allem mehr eingebunde­n werden. „Kinder leben in dieser Welt. Sie machen sich berechtigt­e Gedanken um diese Welt und haben gute Ideen. Sie mit einzubezie­hen halte ich für einen ganz wichtigen Schritt.“dpa

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Die neue Ausstellun­g „Tierische Gefährten? Von Pferden, Hunden und Tauben in Jena“im Stadtmuseu­m Jena
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FOTO: MARTIN SCHUTT / DPA Geschäftsf­ührerin Nicola Jones

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