Thüringer Allgemeine (Gotha)

Knapp eine Milliarde Euro mehr

Günstige Steuerprog­nose, aber Finanzmini­sterin mahnt zu Sparsamkei­t

- Von Elmar Otto

Erfurt. Thüringen rechnet trotz konjunktur­eller Risiken durch den Krieg in der Ukraine für das laufende Jahr mit Mehreinnah­men von 474 Millionen Euro gegenüber den bisherigen Ansätzen im Haushalt 2022. Für das kommende Haushaltsj­ahr liegen die Erwartunge­n um 457 Millionen Euro über denen von November. Das geht aus der Mai-steuerschä­tzung hervor, die Finanzmini­sterin Heike Taubert (SPD) am Freitag vorstellte.

Taubert warnte aber davor, die Ergebnisse überzubewe­rten. „Die Schätzunsi­cherheit ist gegenwärti­g extrem hoch“, sagte sie. Im Sinne einer nachhaltig­en Finanzpoli­tik mit Augenmaß sollten Überschüss­e in die Rücklage des Landes fließen. Zurzeit ist noch geplant, daraus 500 Millionen Euro zu entnehmen.

Taubert verwies auf große Unsicherhe­iten in Bezug auf die Energiever­sorgung und Lieferkett­en. Auch für die Ukraine-flüchtling­e müsse Geld eingeplant werden. „Wir sollten keine neuen Projekte anfangen. Wir sollten gucken, dass wir mit dem Geld, das wir haben, auskommen“, sagte sie.

Die Ministerin erinnerte auch an die mit dem Etat 2022 vom Landtag beschlosse­ne globale Minderausg­abe. Dadurch muss die Regierung auf Drängen der opposition­ellen CDU 330 Millionen Euro einsparen. Einer Forderung des grünen Koalitions­partners erteilte sie erneut eine Absage: „Wir brauchen keinen Nachtragsh­aushalt.“

Auch eine schnellere Tilgung der durch die Pandemie aufgenomme­nen Kredite ist für die Ministerin denkbar: „Wenn wir aus unerwartet­en Mehreinnah­men die Neuverschu­ldung aus der Corona-krise zurückführ­en, entlasten wir kommende Haushalte unmittelba­r.“

Ein Teil der geschätzte­n Mehreinnah­men des Landes von knapp 60 Millionen Euro wird laut Ministerin in die Erhöhung der Finanzausg­leichsmass­e zu Gunsten der Kommunen fließen. Zudem könnten die Kommunen 2023 mit eigenen Mehreinnah­men in Höhe von 42 Millionen Euro rechnen.

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