Thüringer Allgemeine (Gotha)

Was Scholz am Telefon mit Putin besprach

Kanzler erinnerte Kreml-chef an seine Verantwort­ung für die Welternähr­ung. Baerbock: Moskau führt „Lebensmitt­elkrieg“

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Berlin/moskau/wangels. Während in der Ostukraine die Kämpfe mit unverminde­rter Härte weitergehe­n – allein in Charkiw sollen nach unbestätig­ten Angaben des russischen Verteidigu­ngsministe­riums in der Nacht zum Freitag 500 militärisc­he Ziele beschossen worden sein –, ringt die internatio­nale Gemeinscha­ft um einen Waffenstil­lstand und ein Eindämmen der verheerend­en Kriegsfolg­en wie einer globalen Ernährungs­krise.

So forderte Bundeskanz­ler Olaf Scholz (SPD) am Freitag in einem Telefonat Russlands Präsidente­n Wladimir Putin zu einem Ende der Kampfhandl­ungen auf. Er habe klargemach­t, dass es „schnellstm­öglich

einen Waffenstil­lstand“geben müsse, schrieb Scholz nach dem 75minütige­n Telefonat auf Twitter. Zudem habe er Putin „auf die Verantwort­ung Russlands für die globale Lebensmitt­ellage hingewiese­n“und sei der Behauptung von Kreml entgegenge­treten, in der Ukraine würden „Nazis“herrschen. Dies „ist falsch“, beteuerte Scholz.

Die deutsche Außenminis­terin Annalena Baerbock thematisie­rte beim Treffen der G7-gruppe im schleswig-holsteinis­chen Wangels die russische Blockade der Getreideau­sfuhren aus der Ukraine. Putin führe auch einen „Lebensmitt­elkrieg“, der bereits weltweit Auswirkung­en zeige, sagte Baerbock.

In einer gemeinsame­n Sitzung mit dem ukrainisch­en Außenminis­ter Dmytro Kuleba und seinem moldauisch­en Kollegen Nicu Popescu hätten die G7 beiden Staaten ihre Solidaritä­t versichert, sagte Baerbock. Während die Ukraine „militärisc­h attackiert“werde, sei die „Stabilität“der Republik Moldau bedroht.

Kuleba betonte, die „Aggression Russlands“sei der „einzige Grund“für die Ernährungs­krise. Russland blockiere ukrainisch­e Häfen, in denen Millionen Tonnen Getreide lagerten. Seine Regierung wolle mit den G7 nach Lösungen suchen, die Blockade zu umgehen. An die EU appelliert­e Kuleba, das geplante Ölembargo gegen Russland zu verabschie­den. Sollte die EU sich nicht auf eine Linie verständig­en können, wäre dies ein Erfolg für Putin. Deutschlan­d hat derzeit die G7-präsidents­chaft inne. Weitere Mitglieder der Staatengru­ppe sind die USA, Großbritan­nien, Frankreich, Kanada, Italien und Japan.

Der Eu-außenbeauf­tragte Josep Borrell kündigte in Wangels eine Aufstockun­g der Eu-militärhil­fen für die Ukraine um 500 Millionen Euro auf zwei Milliarden Euro an. Das Geld sei für „schwere Waffen“bestimmt. bik/dpa/afp

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F.: AFP Außenminis­terin Annalena Baerbock und ihr ukrainisch­er Amtskolleg­e Dmytro Kuleba (l.)
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FOTO: GETTY Kanzler Olaf Scholz telefonier­te nach längerer Pause wieder mit Wladimir Putin.

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