Thüringer Allgemeine (Gotha)

Warum die NRW-WAHL so wichtig ist

Am Sonntag wählt das bevölkerun­gsreichste Bundesland. Der Ausgang ist völlig offen

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Berlin. Ob Saarland oder Schleswigh­olstein: Wenn in kleineren Bundesländ­ern gewählt wird, ist der Einfluss auf die Bundespoli­tik überschaub­ar. Bei der Wahl in Nordrhein-westfalen ist das anders: Die politische Stimmung im bevölkerun­gsreichste­n Bundesland mit 18 Millionen Einwohnern und 13 Millionen Wahlberech­tigten gilt als wichtiger Indikator für die Bundesregi­erung. Zudem ist der Einfluss von NRW auf die Bundespoli­tik groß: Das Land hat im Bundesrat mehr Stimmen als die kleinen Länder, außerdem stellt NRW die größten Landesgrup­pen in den Fraktionen. Kein Wunder also, dass die Spannung vor diesem Wahlsonnta­g groß ist.

Zwar liegt die CDU mit dem Ministerpr­äsidenten Hendrik Wüst als Spitzenkan­didat in Umfragen leicht vor der SPD mit Thomas Kutschaty, dennoch ist der Ausgang der Wahl völlig offen. Möglich wäre laut Umfragen neben einer großen Koalition aus CDU und SPD etwa ein schwarz-grünes Bündnis oder ein Jamaika-bündnis aus CDU, Grünen und FDP. Die SPD könnte zudem wie im Bund eine Ampelkoali­tion mit Grünen und FDP bilden. Auch für eine rot-grüne Mehrheit könnte es knapp reichen.

Die Grünen rechnen mit einem satten Plus, schließlic­h stürzten sie 2017 auf nur 6,4 Prozent ab, doch nun sagen ihnen Umfragen 16 bis 18 Prozent voraus. Bei der FDP ist es umgekehrt: Die Liberalen erreichten 2017 mit 12,6 Prozent den dritten Platz, nun werden nur noch 6 bis 8 Prozent prognostiz­iert. Diese möglicherw­eise umgekehrte­n Kräfteverh­ältnisse können die Stimmung bei den Regierungs­parteien im Bund beeinfluss­en – den Grünen Annalena Baerbock und Robert Habeck könnte die Wahl noch mehr Auftrieb verschaffe­n, während die Kritik an Fdp-parteichef und Finanzmini­ster Lindner wachsen könnte.

Auch Olaf Scholz (SPD) dürfte wachsam auf die Wahl blicken: Schließlic­h wirbt Spd-kandidat Kutschaty mit dem Bundeskanz­ler, beide traten auch im Wahlkampf gemeinsam auf. Die Wahl ist also auch ein Stimmungst­est für den Kanzler. Ähnlich ist die Lage bei CDU-CHEF Friedrich Merz: Verliert Wüst, wäre der kleine Höhenflug nach dem klaren Wahlsieg von Daniel Günther bei der Wahl in Schleswig-holstein am vergangene­n Sonntag dahin. bik

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