Von Kühen und Mäusen
Also ich ja nicht. Ich meine, ich kann unter keinen Umständen eine beleidigte Leberwurst sein. Nicht, dass ich nicht beleidigt sein könnte, wenn jemand meint bei mir sei Hopfen und Malz verloren. Aber ich mag einfach keine Leberwurst, keine Ahnung was irgendwann in der Kindheit dazu geführt haben mag, dass mir in diesem Zusammenhang eine Laus über die Leber gelaufen ist. Das arme Würstchen muss als Prototyp aller Sensibelchen herhalten, weil sie immer als letzte aus dem Wurstkessel genommen wurde. So etwas nagt natürlich am Selbstbewusstsein, da kann man schon mal das Gefühl bekommen, als könne man den anderen Würsten nicht das Wasser reichen.
Keineswegs auf der Wurstsuppe hergeschwommen ist Andrij Melnyk. Im Gegenteil, der Mann ist der ukrainische Botschafter in Deutschland. Es hieße Eulen nach Athen tragen, wollten wir nun eigens darauf hinweisen, dass Melnyk hier so etwas wie der Elefant im Raum ist und in diesem Raum wird Porzellan gehandelt. Melnyk, das darf man so sagen, ist kein Mann der zum Eiertanz neigt, vielmehr hat er die Angewohnheit, allerlei Leuten allerlei aufs Butterbrot zu schmieren, er kann schon mal Menschen, die die Dinge anders sehen zur Schnecke machen, und als auf der Diplomatenschule die Fähigkeit anderen Honig ums Maul zu schmieren gelehrt wurde, da hat er sich wohl gesagt, auf diesem Feld da blüht mein Weizen nicht. Kurz, das ist ein Mann, mit dem nicht gut Kirschen essen ist. So wurde der Bundeskanzler zur beleidigten Leberwurst verwurstet. Mein lieber Schwan haben da viele gedacht, das geht auf keine Kuhhaut. Und das alles nur, weil sie in Kiew gesagt haben, der Bundespräsident solle bleiben wo der Pfeffer wächst.
Was im Übrigen ja tatsächlich ein ziemlich dicker Hund war der uns schon mal auf die Palme bringen konnte. Und es war schon eine
Frage, ob Deutschland diese Kröte schlucken musste.
Die Situation war zum Mäusemelken, da beißt die Maus kein Faden ab, Nun war der Botschafter hier in der Folge keineswegs der Hahn im Korb, auch wenn er durchaus aufgezeigt hatte, wo der Hase im Pfeffer liegt. Der Mann wirkt ein wenig wie der Hecht im Karpfenteich, was in der Diplomatie eher als unübliches Verhaltensmuster gilt. In dieser Hinsicht, was die diplomatischen Gepflogenheiten betrifft, ist Melnyks Wahlspruch wohl Mein Name ist Hase, obgleich er keineswegs ein Mann ist, der dazu neigt, das Hasenpanier zu ergreifen. Was immer man ihm vorwerfen mag, dass er keinen Hund hinterm Ofen hervorlockt, das lässt sich nun wahrlich nicht sagen über ihn. Allerdings führt das auch dazu, dass so mancher hier wünscht, der Typ möge doch endlich den Schwan machen. Schließlich, so ging wohl der Gedanke, wenn wir denen Waffen liefern, die zu Beginn dem bewährten Motto Kleinvieh macht auch Mist folgten, dann wollen wir auch über den grünen Klee gelobt werden. Allerdings verfiel glücklicherweise niemand auf den Gedanken, wir würden ihnen die Kastanien aus dem Feuer holen, denn im Feuer stehen sie, nicht wir.
Die Frage war nun, ob wir mit diesem Affentheater je auf einen grünen Zweig kommen würden, wie es wohl gehen könnte, damit endlich die Kuh vom Eis käme. Denn wenn das nicht gelingt, dann hätten alle Beteiligten, die Ukraine wie Deutschland, mit Zitronen gehandelt. Es ist schließlich nicht so, als würde Deutschland mit der Hilfe für die Ukraine mit der Wurst nach der Speckseite werfen, sie brauchen diese Hilfe wirklich. Und es ist auch nicht so, als würde diese Debatte mit Kanonen auf Spatzen schießen, da schießt die russische Armee auf Menschen. In so einer Situation kann ein Land wie Deutschland nicht am Katzentisch sitzen, deshalb hat es in den sauren Apfel gebissen. Jetzt sind sie alle, der Präsident und der Kanzler, eingeladen, und das Pferd wird nicht mehr von hinten aufgezäumt.
Wie Sie, liebe Leser, bemerkt haben, ist das hier nicht auf meinem Mist gewachsen, sondern dem deutschen Spruchbeutel entnommen.
In der Hoffnung, dass sich damit die deutsche Wald-und Wiesenmetaphorik als Vokabular der politischen Debatte erledigt hat, in der Hoffnung, dass nun alles in Butter ist. Sonst wird der Hund in der Pfanne verrückt. Und wir können eine andere Sau durchs Dorf treiben.