Thüringer Allgemeine (Gotha)

Das große Erlebnis einer Uraufführu­ng

Thüringen-philharmon­ie Gotha-eisenach bewältigt bewunderns­wert zwei neue Werke von Avner Dorman

- Von Horst Gröner

Gotha. Uraufführu­ngen, also zum ersten Mal öffentlich präsentier­te Werke, lösen durchaus unterschie­dliche Reaktionen aus. Beim jüngsten Konzert der Thüringen Philharmon­ie Gotha-eisenach waren sich aber die Zuhörer hörbar einig in dem, wie sie die beiden Werke des israelisch-amerikanis­chen Komponiste­n Avner Dorman erlebt hatten. Denn mit starkem Applaus, bis hin zu frenetisch­en Beifallsst­ürmen dankten sie für eine überzeugen­de Interpreta­tion unter der Leitung Dormans.

Am Beginn stand das neue Werk „The Fifth Element“(„Das fünfte Element“) von Dorman als einsätzige Rhapsodie für Orchester. Neben den Elementen Feuer, Wasser, Luft und Erde wollte er, wie er im Programmhe­ft wissen ließ, durch den

Klang „eine Leere, eine Stille... finden, die es uns ermöglicht, der Welt wirklich zuzuhören, und die Welt durch die Liebe und durch unsere Seele Wahrzunehm­en“. So gestaltete Dorman ruhige Klänge, dann mitreißend­e Gefühlsaus­brüche ebenso wie ein in sich Verharren, das in einem sanften Verklingen endete. Bereits hier reagierte das Publikum mit starkem Beifall.

Ungeheuerl­iche Eindrücke hinterließ das Klavierkon­zert Nr. 3 von Dorman, das ebenfalls zur Uraufführu­ng kam. Der Pianist Mackenzie Melemed führte mit irrwitzige­n Läufen durch dieses dreisätzig­e Werk, das furiose Klanggemäl­de brachte sowie – besonders im zweiten Satz – ruhig-schöne Momente.

Voll mit einbezogen war das Orchester in heftige Bewegungen des dritten Satzes, der in einem wuchtigen, freudig erregten tänzerisch­en

Finale ausklang. Ein jubelnder Aufschrei mit Bravo-rufen aus dem Saal und lang anhaltende­m Beifall veranlasst­e Melemed zu zwei Zugaben. Nach einem Präludium op. 16 Nr. 1 von Alexander Skrjabin versprühte der Pianist ein Feuerwerk purer Lebensfreu­de in dem Stück „Banjo“des Amerikaner­s Louis Moreau Gottschalk, mit einer erneuten stürmische­n Begeisteru­ng der Zuhörer.

Avner Dorman dirigierte abschließe­nd die Sinfonie Nr. 2 D-dur op. 43 von Jean Sibelius. Mal wie ein großes Tongemälde erklingend, dann geheimnisv­oll daherkomme­nd und sich auch in großartige­r Klangfülle ausbreiten­d, endete das Werk in einem monumental­en Finale, bei dem vor allem die Blechbläse­r gefragt waren.

Langer Applaus dankte Dirigent und Orchester für diese rundum gelungene Leistung, bevor dann noch, nach 31 Dienstjahr­en im Orchester, die Bratschist­in Petya Valchanova Teneva unter dem dankbaren Beifall des Publikums verabschie­det wurde.

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FOTO: HORST GRÖNER Mackenzie Melemed war der Solist in der Uraufführu­ng von Avner Dormans Klavierkon­zert Nr. 3 bei der Thüringen Philharmon­ie Gotha-eisenach.

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