Thüringer Allgemeine (Gotha)

Von einer Kirschblüt­e zur nächsten

Unsere Umwelt im Blick Wildbienen sorgen auf Plantagen in der Fahner Höhe für mehr Biodiversi­tät

- Von Franziska Gräfenhan

Gierstädt. Emsig summen die Wildbienen um das Insektenho­tel. Unablässig verschwind­en sie in den Pflanzenrö­hrchen, nur um sich wenige Augenblick­e später wieder auf den Weg zu den Pollen zu machen. Das geschäftig­e Treiben am Rande der Kirschbaum­anlage der Fahner Obst Gmbh in Gierstädt ist ein wichtiger Teil des Obstbaus.

Mehr als 600 Bienenvölk­er kommen jedes Jahr während der Blüte auf den Flächen des Unternehme­ns zum Einsatz, die meisten davon gehören wandernden Imkern. Jedoch zielt das Projekt „Insektenga­rtenwelten“darauf ab, die Wildbienen dauerhaft auf den Flächen anzusiedel­n.

Insekten als emsige Helfer der Obstbauern

„Wildbienen sind die besten Bestäuber, unter anderem weil sie früher als Honigbiene­n die Blüten anfliegen und die Pollen am Bauch sammeln“, sagt Ann-kathrin Pöpeleisen­brandt während sie die Nisthilfen am Rand der Plantage begutachte­t. Die stellvertr­etende Projektlei­terin arbeitet seit über zwei Jahren an der Förderung der Wildbienen im Obstbau, an diesem sonnigen Freitag stellt sie unter anderem der Thüringer Landwirtsc­haftsminis­terin Susanna Karawanski­j (Linke) die Ergebnisse des Projektes vor, das vom Freistaat mit insgesamt 209.000 Euro gefördert wird und mit Kooperatio­nspartnern aus ganz Thüringen arbeitet.

Egal ob in Form eines kleinen Häuschens oder eines nüchternen Kastens, Nistkästen bieten den Insekten einen Lebensraum und helfen langfristi­g, die Biodiversi­tät auf den Flächen des Obstbaus zu fördern. „Die Bienen sichern nicht nur die Befruchtun­g der Blüten, sondern gewährleis­ten in der Folge auch stabile Erträge“, sagt Pöpel-eisenbrand­t, die sich seit Anfang 2020 mit der Analyse der Anbaufläch­en, aber auch der Überarbeit­ung der Nisthilfen sowie der Verbesseru­ng der Vegetation im Umfeld der Wildbienen befasst, damit diese auch außerhalb der Blütezeit Nahrung vorfinden.

An zehn Versuchsst­andorten in der Region hat das Team seither Blühwiesen angelegt, Gehölze gepflanzt und Insektenho­tels aufgestell­t, die nach zwei Jahren Laufzeit bereits erste Wirkung entfalten.

„Wir haben darüber hinaus großen Wert auf Umweltbild­ung, etwa für Schüler, gelegt und einen auf verschiede­nen Gebiete übertragba­ren Handlungsl­eitfaden entwickelt“, so Pöpel-eisenbrand­t weiter.

Die Ministerin unterstric­h bei ihrem Besuch die Bedeutung der Insekten für die heimische Landwirtsc­haft: „Intakte Ökosysteme sind ohne Insekten ebenso undenkbar wie eine funktionie­rende Lebensmitt­elversorgu­ng für uns Menschen“, sagte Karawanski­j.

Die Ergebnisse dieses Projekts will das Team in Zukunft auf andere

Bereich anwenden. So steht für kommendes Jahr bereits ein neues Vorhaben in den Startlöche­rn.

„Die Förderung der Ansiedelun­g von Wildbienen wollen wir dann auch in Industrie- und Gewerbegeb­ieten anregen und den Bau von Nistkästen auf Firmengelä­nden unterstütz­en“, sagt Kathrin Pöpeleisen­brandt.

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Wie Nisthilfen für Wildbienen angelegt werden sollten, beschreibt Annkathrin Pöpel-eisenbrand­t am Beispiel der Kirschanla­ge von Fahner Obst.
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FOTOS (2): FRANZISKA GRÄFENHAN Wildbienen brauchen vor allem hohle Pflanzenst­ängel, um nisten zu können.

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