Von einer Kirschblüte zur nächsten
Unsere Umwelt im Blick Wildbienen sorgen auf Plantagen in der Fahner Höhe für mehr Biodiversität
Gierstädt. Emsig summen die Wildbienen um das Insektenhotel. Unablässig verschwinden sie in den Pflanzenröhrchen, nur um sich wenige Augenblicke später wieder auf den Weg zu den Pollen zu machen. Das geschäftige Treiben am Rande der Kirschbaumanlage der Fahner Obst Gmbh in Gierstädt ist ein wichtiger Teil des Obstbaus.
Mehr als 600 Bienenvölker kommen jedes Jahr während der Blüte auf den Flächen des Unternehmens zum Einsatz, die meisten davon gehören wandernden Imkern. Jedoch zielt das Projekt „Insektengartenwelten“darauf ab, die Wildbienen dauerhaft auf den Flächen anzusiedeln.
Insekten als emsige Helfer der Obstbauern
„Wildbienen sind die besten Bestäuber, unter anderem weil sie früher als Honigbienen die Blüten anfliegen und die Pollen am Bauch sammeln“, sagt Ann-kathrin Pöpeleisenbrandt während sie die Nisthilfen am Rand der Plantage begutachtet. Die stellvertretende Projektleiterin arbeitet seit über zwei Jahren an der Förderung der Wildbienen im Obstbau, an diesem sonnigen Freitag stellt sie unter anderem der Thüringer Landwirtschaftsministerin Susanna Karawanskij (Linke) die Ergebnisse des Projektes vor, das vom Freistaat mit insgesamt 209.000 Euro gefördert wird und mit Kooperationspartnern aus ganz Thüringen arbeitet.
Egal ob in Form eines kleinen Häuschens oder eines nüchternen Kastens, Nistkästen bieten den Insekten einen Lebensraum und helfen langfristig, die Biodiversität auf den Flächen des Obstbaus zu fördern. „Die Bienen sichern nicht nur die Befruchtung der Blüten, sondern gewährleisten in der Folge auch stabile Erträge“, sagt Pöpel-eisenbrandt, die sich seit Anfang 2020 mit der Analyse der Anbauflächen, aber auch der Überarbeitung der Nisthilfen sowie der Verbesserung der Vegetation im Umfeld der Wildbienen befasst, damit diese auch außerhalb der Blütezeit Nahrung vorfinden.
An zehn Versuchsstandorten in der Region hat das Team seither Blühwiesen angelegt, Gehölze gepflanzt und Insektenhotels aufgestellt, die nach zwei Jahren Laufzeit bereits erste Wirkung entfalten.
„Wir haben darüber hinaus großen Wert auf Umweltbildung, etwa für Schüler, gelegt und einen auf verschiedenen Gebiete übertragbaren Handlungsleitfaden entwickelt“, so Pöpel-eisenbrandt weiter.
Die Ministerin unterstrich bei ihrem Besuch die Bedeutung der Insekten für die heimische Landwirtschaft: „Intakte Ökosysteme sind ohne Insekten ebenso undenkbar wie eine funktionierende Lebensmittelversorgung für uns Menschen“, sagte Karawanskij.
Die Ergebnisse dieses Projekts will das Team in Zukunft auf andere
Bereich anwenden. So steht für kommendes Jahr bereits ein neues Vorhaben in den Startlöchern.
„Die Förderung der Ansiedelung von Wildbienen wollen wir dann auch in Industrie- und Gewerbegebieten anregen und den Bau von Nistkästen auf Firmengeländen unterstützen“, sagt Kathrin Pöpeleisenbrandt.