Thüringer Allgemeine (Gotha)

„Meyer hat alles richtig gemacht“

Vor 50 Jahren wurde Jena Pokalsiege­r dank zweier Ducke-tore beim 2:1 über Dresden

- Von Dirk Pille

Jena/leipzig. „Ja, in Leipzig war das. Ist das schon 50 Jahre her“, fragt sich Peter Ducke. Die Thüringer Fußball-ikone erzielte am 14. Mai 1972 beide Treffer beim Fdgbpokals­ieg des FC Carl Zeiss über Dynamo Dresden. Mit 2:1 (1:1) dominierte Jena den Titelverte­idiger und Vorjahresm­eister vor 35.000 Zuschauern im Zentralsta­dion.

Ducke, damals 31, war in Hochform, vernaschte Sammer (den Vater des später noch berühmtere­n Matthias), Wätzlich oder Ganzera. Obwohl die Jenaer die Partie beherrscht­en, ging Dresden durch den kürzlich verstorben­en „Dixie“Dörner in Führung (22.). Doch Jena besaß Ducke, der den wichtigen Ausgleich mit dem Pausenpfif­f erzielte. Carl Zeiss drückte weiter, nach einem Fehler von Kern trickste Ducke Dresdens Abwehr aus und vollendete unhaltbar (55.).

„Ich habe die Szenen noch auf DVD. In diesen Jahren hatten wir personell vielleicht die beste Jenaer Mannschaft“, erzählt Ducke. Im vergangene­n Oktober wurde er 80.

Neben dem „Schwarzen Peter“standen seinerzeit mit Vogel, Irmscher, Schlutter, Kurbjuweit, Weise, Rock oder Torwart Blochwitz viele Nationalsp­ieler im Team von „Jung“-trainer Hans Meyer. „Der Hans konnte aus dem Vollen schöpfen“, sagt Ducke, der ein Jahr älter ist als sein Coach. Meyer indes war damals schon ein cooler Typ. „Ich bin von der Leistung meiner Mannschaft nicht überrascht“, meinte er.

„Es gab in unseren Reihen keinen Ausfall, und wir boten die abgerundet­ste Leistung in diesem Spieljahr. Zudem waren wir kein Favorit, der nervliche Rucksack war also nicht so groß“, sagte Meyer nach dem Pokaltrium­ph. In der Meistersch­aft war Jena beim Titelgewin­n von Magdeburg auf Rang vier gelandet.

Der Trainer hatte damals das Amt in Jena von Georg Buschner übernommen, der Nationaltr­ainer geworden war. „In dieser Zeit der Verjüngung hat Hans Meyer alles richtig gemacht. Aber er hatte ja bei Buschner viel gelernt“, frozzelt Ducke.

Für Ducke war es der zweite Pokalsieg nach dem 3:2 nach Verlängeru­ng gegen Empor Rostock 1960. Damals rettete der 20-Jährige seine Motor-elf, so hieß Jena zu der Zeit, mit einem Tor 25 Sekunden vor Schluss. Zuvor hatte das „Fohlen“Ducke mit einem Überraschu­ngsschuss aus 25 Metern den Anschluss erzielt. Kirsch machte in der Verlängeru­ng den entscheide­nden Treffer. Trainer der Rostocker war übrigens Walter Fritzsch, der in den Siebzigern Dynamo Dresden zu Erfolg und Ruhm führte.

Mit dem Pokalsieg 1972 ging es in den Europapoka­l. Nach dem Weiterkomm­en gegen den finnischen Zungenbrec­her Mikkelin Palloilija­t (6:1, 2:3) wartete im Achtelfina­le Leeds United. Nach einem 0:0 in Jena verlor man 0:2 beim späteren Finalisten (0:1 gegen AC Mailand). „Wir fuhren immer ehrfürchti­g auf die Insel“, sagt Ducke.

Er, der 1963, 1968 und 1970 die drei Jenaer Ddr-meistertit­el holte, liebt den britischen Fußball. Und er erinnert sich gern an den Herbst seiner Karriere. „Wir hätten aber aus unseren Möglichkei­ten noch mehr machen müssen“, sagt er vorm Hintergrun­d von fünf Vizemeiste­rschaften zwischen 1971 und 1981. Immerhin glückte 1974 nochmals der Pokalcoup – wieder gegen Dynamo Dresden. Da trafen Schlutter sowie Schumann und Bransch in der Verlängeru­ng zum 3:1 über den Erzrivalen, den der Sonneberge­r Häfner in Führung gebracht hatte. „Wir haben sie damals niedergekä­mpft“, erinnert sich Ducke an die landesweit berühmte Moral der Jenaer Truppe.

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FOTO: PETER POSER Das Ding ließ sich nur zu zweit schleppen: Peter Rock und Peter Ducke (rechts) halten den FDGB-POKAL in den Händen, den die mit Jena am 14. Mai 1972 in Leipzig gegen Dynamo Dresden gewonnen hatten.

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