Thüringer Allgemeine (Gotha)

„Feedback, das ich bekomme, muss ich auch reflektier­en.“

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die Regeln, die nicht auf den ersten Blick sichtbar sind, einfach ignoriert, könne schnell mal anecken.

Die Unternehme­nskultur gibt zudem Hinweise darauf, womit Neuzugänge besonders punkten können. „Ist die Kultur im Unternehme­n sehr kompetitiv, kann es sein, dass ein ausgeprägt­es Selbstmark­eting durchaus gefragt ist“, sagt Siems.

Wer sich ein gutes Bild über die Ziele und Erwartunge­n im Unternehme­n gemacht hat, kann sich dem nächsten Schritt widmen. Laut Christine Kentzler geht es nun darum, eine „Roadmap“für die kommenden sechs Monate zu entwerfen: Wie könnte ein Aktionspla­n aussehen? Was sind wichtige Meilenstei­ne?

Schlau sei es, sich am Anfang auch Projekte zu suchen, bei denen man in kurzer Zeit mit vergleichs­weise wenig Aufwand etwas Sichtbares erreichen kann. Gerade in der Anfangszei­t seien „Quick wins“wichtig, um zu zeigen, dass man in seiner Rolle angekommen ist. Julia Siems rät ebenfalls, sich nicht zu lange darauf zu konzentrie­ren, nur „Informatio­nen aufzusauge­n“. In den ersten 30 Tagen im neuen Job bekomme man naturgemäß viel Input. Danach beginne aber eine Phase, in der „man ins operative Tun kommen sollte“. Und etwa ab Tag 60 der Probezeit sei es Zeit für erste Ergebnisse, soweit es das Aufgabenod­er Rollenprof­il zulässt.

Meinungsma­cher kennen –

Netzwerk aufbauen

Mit zu den eher informelle­n Aufgaben in der Probezeit gehört es außerdem, sich ein Netzwerk im Unternehme­n aufzubauen. Neuzugänge tun gut daran, sich einen Überblick zu verschaffe­n, wer welche Rolle im Unternehme­n hat, wen sie wirklich kennen müssen und wer zum Beispiel die Meinungsma­cher im Team oder der Abteilung sind. Die Schwierigk­eit dabei: Die richtige Balance finden. Einerseits will man nicht unsichtbar bleiben, anderersei­ts auch nicht zu aufdringli­ch wirken. Christine Kentzler beruhigt: „Ich persönlich finde, die meisten Menschen haben ein ganz gutes Fingerspit­zengefühl.“Häufiger sehe sie, dass Menschen zu wenig machen als zu viel.

Kentzler zufolge ist es aber auch legitim, im Unternehme­n abzuklopfe­n, ob man sich zu viel oder zu wenig einbringt. Dazu können sich Neuzugänge einen Paten oder eine Mentorin suchen, sofern nicht ohnehin jemand zur Seite gestellt wird. Dieser Person kann man auch informelle Fragen stellen.

Die Beraterin empfiehlt, auch bei der Führungskr­aft oder den Teammitgli­edern konkret nachzufrag­en, in welcher Frequenz Feedbackge­spräche erwünscht sind: „Also ganz klar vereinbare­n: In welchem Turnus sollen wir uns austausche­n?“Nur damit ist es aber nicht getan: „Feedback, das ich bekomme, muss ich auch reflektier­en“, sagt Siems. Hilfreich sei daher, sich konkrete Beispiele nennen zu lassen. Und manchmal – wenn zum Beispiel eher wenig Feedback kommt – müsse man phasenweis­e auch Ungewisshe­it aushalten können. Weil es im Homeoffice ungleich schwerer ist, Anschluss zu knüpfen, rät Kentzler, während der Probezeit wann immer möglich vor Ort zu arbeiten. Es gelte, jede Gelegenhei­t zu nutzen, um „irgendwie ins Schnacken zu kommen“und die Kommunikat­ionsfreque­nz grundsätzl­ich hochzufahr­en.

Auch wenn viele Aspekte einleuchte­nd klingen – aus Kentzlers Sicht ist am Ende eines mit entscheide­nd: „In dem Moment, in dem man knietief in operativen Dingen steckt – was sehr schnell gehen kann – darf man seine Ziele nicht aus den Augen verlieren.“

Julia Siems, Rundstedt

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FOTO: KLAUS-DIETMAR GABBERT / DPA-TMN Unter ständiger Beobachtun­g? Wer so denkt, hat es in der Probezeit nicht leicht.

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