Notfallseelsorge wird häufiger gerufen
Erste Hilfe für Hinterbliebene und Zeugen nach tragischen Ereignissen. 22 Teams gibt es in Thüringen
Erfurt/Gotha. In Thüringen sind Notfallseelsorger während der vergangenen Jahre in vielen Regionen häufiger zum Einsatz gekommen. Grund sei vor allem, dass immer mehr Leitstellen und Einsatzkräfte die Angebote der „psychosoziale Notfallversorgung“(PSNV) kennen und nutzen würden, erklärten der Koordinator der Notfallseelsorge Gotha, Friedemann Witting, und der Leiter der Notfallseelsorge Saalfeld-Rudolstadt,
Michael Thiel. In beiden Einrichtungen würden die PSNV-Helfer im Schnitt etwa einmal pro Woche Hilfe angefordert. Das sei deutlich mehr als in der Anfangszeit der Notfallseelsorge in den 1990er-Jahren.
Die psychosoziale Notfallversorgung betreut unter anderem Angehörige, Hinterbliebene, Zeugen und Überlebende von belastenden Notfällen sowie Einsatzkräfte. Die
Akuthilfe soll dazu beitragen, langfristige Schäden und Traumata bei den Betroffenen einzudämmen und gegebenenfalls das Bindeglied zu professionellen Angeboten bilden.
Während vor 20 Jahren schwere Unfälle mit Todesfolge nach DiscoBesuchen eine zentrale Rolle bei der Hinterbliebenen-Arbeit gespielt hätten, seien es mittlerweile vor allem Einsätze im häuslichen Bereich – wenn etwa ein Familienmitglied erfolglos reanimiert wurde, so die Experten. Der Landeszentralstelle PSNV liegen Rückmeldungen von 17 der insgesamt 22 Teams in Thüringen vor. Demnach betrug die Zahl der Einsätze im Freistaat vergangenes Jahr insgesamt 677.
Alarmiert werden die Teams ausschließlich über die Rettungsleitstellen. „Die richtige Einschätzung einer Situation durch Einsatzkräfte ist daher besonders wichtig“, so
Witting. Hier habe es in der Vergangenheit teilweise Probleme gegeben, sagen er und Thiel. Aber seit einigen Jahren steige die Zahl der Fälle, zu denen die Nothelfer gerufen würden, da das Angebot bekannter und immer öfter in Schulungen von Einsatzkräften vorgestellt werde. Durch die Schaffung der Landeszentrale vor einigen Jahren würden die PSNV-Kräfte nun koordiniert und vernetzt. dpa