Thüringer Allgemeine (Gotha)

Ein neuer Sieg, ein neuer Rivale

- Von Alessandro Peduto

Berlin. Für die CDU ist der Wahlsieg in Nordrhein-Westfahlen von äußerst großer Bedeutung. Denn der Erfolg des Spitzenkan­didaten und amtierende­n NRW-Ministerpr­äsidenten Hendrik Wüst im bevölkerun­gsreichste­n Land hat bundespoli­tisch erhebliche­s Gewicht und Signalwirk­ung. Auch in Berlin fühlt sich die CDU gestärkt. Der Sieg bei der „kleinen Bundestags­wahl“, wie NRW-Abstimmung­en oft genannt werden, ist auch eine klare Stärkung der Position des vergleichs­weise neuen Bundesvors­itzenden und Opposition­sführers Friedrich Merz. So erklärte CDUGeneral­sekretär Mario Czaja klar und selbstbewu­sst, dass er den Regierungs­auftrag in NRW bei seiner Partei sieht. „Stärkste Kraft heißt für uns, Verantwort­ung zu übernehmen.“Die CDU werde eine verlässlic­he Regierung schmieden.

Parteichef Merz konnte schon vor einer Woche bei der Wahl in Schleswig-Holstein feiern. Nun kommt der zweite Wahlerfolg in Folge hinzu. Er markiert für die Partei das Ende der Serie von Niederlage­n nach der verlorenen Bundestags­wahl im vergangene­n Herbst sowie nach dem Absturz im Saarland im März. Den NRW-Sieg dürfte die Union nun als Ende ihrer Krisenzeit deuten. Besonders diese Botschaft ist wichtig für Merz.

Ende Januar hatte er die Führung der Bundespart­ei übernommen. Viele in der Partei hoffen, dass er die Union wieder auf Kurs bringt. Zudem dürfte der Wahlsieg auch für Merz persönlich eine Genugtuung sein, stammt er doch selbst aus NRW. Und hätte ausgerechn­et in seiner Heimatregi­on die SPD der seit fünf Jahren regierende­n Union die Mehrheit abgerungen, wäre auch Merz davon wohl beschädigt gewesen.

Zugleich wird das Ergebnis in NRW in der CDU vermutlich neue Spekulatio­nen nähren in der Frage der Kanzlerkan­didatur für 2025. Merz wird ein gewisses Interesse unterstell­t. Mit dem erfolgreic­hen Wüst sowie dem ebenso erfolgreic­hen Ministerpr­äsidenten von Schleswig-Holstein, Daniel Günther (CDU), der im Norden jüngst fast eine absolute Mehrheit für seine Partei einfuhr, stehen bei der CDU nun zwei deutlich jüngere Aspiranten neben Merz auf dem Platz.

Es könnte also spannend werden, wer bei der nächsten Bundestags­wahl für die Union ins Rennen geht. CSU-Chef Markus Söder hat jedenfalls unlängst bekannt gemacht, kein Interesse mehr an einer Kanzlerkan­didatur zu haben. Damit wäre es eine Frage der CDU.

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