Thüringer Allgemeine (Gotha)

Vision geht in Erfüllung

Oberliga FC Rot-Weiß ist zurück in der Regionalli­ga. Trainer Gerber gewährt zwei freie Tage als Belohnung

- Von Axel Lukacsek

Erfurt. Um 15.47 Uhr brachen am Sonntag im Steigerwal­dstadion alle Dämme. Schiedsric­hter Tim David Horacek verzichtet­e auf die Nachspielz­eit. Nach 90 Minuten hatte der FC Rot-Weiß Erfurt beim 5:1 (2:0) gegen den FC Einheit Wernigerod­e ohnehin längst alles Sportliche geklärt und nach zwei bitteren Oberliga-Jahren die Regionalli­ga-Rückkehr perfekt gemacht.

„Ich bin stolz auf die Mannschaft. Was wir in dieser auch wegen der Corona-Pause schwierige­n Saison erreicht haben, ist beeindruck­end. Jetzt haben sich die Spieler zwei freie Tage verdient“, sagte Trainer Fabian Gerber – und verschwand zum Feiern in der jubelnden Menge.

Möglich gemacht hat die vorgezogen­e Aufstiegsp­arty tags zuvor erst der FC An der Fahner Höhe. Der Thüringer Rivale gewann trotz eines 1:2-Rückstande­s gegen den Tabellenzw­eiten VFC Plauen noch mit 3:2. Mit nun 63 Punkten ist Erfurt auch rein rechnerisc­h nicht mehr vom Verfolger aus dem Vogtland von Rang eins zu verdrängen.

Kapitän Startsev: „Zwei Jahre auf diesen Moment gewartet“

„Dass wir dieses Ziel einen Monat vor dem letzten Punktspiel erreichen, ist sensatione­ll“, sagte Mittelfeld­mann Fatlum Elezi. Auch Andrej Startsev war endgültig am Ziel seiner Träume. „Ich bin im Sommer 2020 nach Erfurt gekommen. Dann wurde die Saison gestoppt, nun gab es wieder eine Serie mit einer Corona-Pause. Ich habe zwei Jahre auf diesen Moment gewartet“, sagte der Kapitän voller Erleichter­ung.

Der Regionalli­ga-Aufstieg ist ein denkwürdig­er Moment für den Verein – und Franz Gerber. Er ließ sich nicht entmutigen, als im Herbst 2019 mit ihm als einen von drei Investoren die Gründung einer Spielbetri­ebs GmbH zunächst scheiterte. Im Hintergrun­d arbeitete er an einem zweiten Versuch und trat im August 2020 erneut an. „Ich habe nie die Vision aufgegeben, Erfurt wieder zurück in die Regionalli­ga zu führen. Es war alles kaputt. Jetzt haben wir mit dem Aufstieg einen Anfang gemacht“, sagte Gerber.

Im ersten Oberliga-Jahr wurde Erfurt nur durch Corona gestoppt, als die Saison im November vorzeitig abgebroche­n wurde und der punktgleic­he FC Eilenburg aufstieg. „Was hier möglich ist, zeigt ja dieser Nachmittag“, sagte der RWE-Geschäftsf­ührer mit Blick auf die 4193 glückselig­en Zuschauer. Der Triumph gegen Wernigerod­e bedeutete zugleich einen Vereinsrek­ord. Mit dem 14. Sieg in Serie knackte der FC Rot-Weiß die 50 Jahre alte Bestmarke aus der Saison 1971/72.

Dass RWE – mit einer der jüngsten Mannschaft­en der Oberliga angetreten – sportlich nicht in diese Liga gehört, demonstrie­rte der Tabellenfü­hrer auch gegen Wernigerod­e eindrucksv­oll. „Klar war diesmal vor dem Spiel ein besonderes Kribbeln zu spüren. Wie wir den Gegner dann von Beginn an unter Druck gesetzt haben, das war wirklich stark“, lobte Trainer Gerber.

Tavares glänzt gegen Wernigerod­e mit drei sehenswert­en Treffern

Fast alle Treffer waren eine Augenweide. Keliano Tavares gelang das 1:0 nach einem sehenswert­en Zuspiel von Abou Ballo (23.), der sich im Mittelfeld gekonnt den Ball erobert hatte. Noch vor der Pause ließ der erst im Februar verpflicht­ete Tavares die Zuschauer ein zweites Mal jubeln und versetzte sie mit seinem Traumtor zugleich ins Staunen. Einen 20-m-Freistoß zirkelte der 21 Jahre alte Franzose in den linken oberen Winkel.

Der überragend­e Tavares machte seinen ganz persönlich­en Dreierpack perfekt, als er einen weiteren Freistoß verwandelt­e, diesmal halbhoch auf der rechten Seite (64.). Dann belohnte sich Marcel Bär mit seinem ersten Saisontref­fer, als er den Ball gekonnt ins gegnerisch­e Tor schlenzte (74.). Als längst alles entschiede­n war, gelang Paul Kirchner der Ehrentreff­er für Wernigerod­e (82.). Kevin Nsimba erzielte schließlic­h den 5:1-Endstand (85.).

Noch fünf Spiele hat der FC RotWeiß bis zum Finale am 18. Juni gegen den FC Internatio­nal Leipzig zu absolviere­n. Aber Fabian Gerber kündigte schon an, dass seine Spieler hungrig bleiben werden. „Es wird keine Wettbewerb­sverzerrun­g geben. Wir wollen weitere Siege“, versprach der Rot-Weiß-Trainer.

 ?? FOTOS:FRANK STEINHORST ?? Feucht-fröhliche Party: Patrick Alvarez, Aaron Manu, Trainer Fabian Gerber, Til Schwarz (hinten von links) sowie Patrick Nkoa lassen sich von den Rot-Weiß-Fans ausgelasse­n feiern.
FOTOS:FRANK STEINHORST Feucht-fröhliche Party: Patrick Alvarez, Aaron Manu, Trainer Fabian Gerber, Til Schwarz (hinten von links) sowie Patrick Nkoa lassen sich von den Rot-Weiß-Fans ausgelasse­n feiern.

Newspapers in German

Newspapers from Germany