Thüringer Allgemeine (Gotha)

Hitzige Debatte beendet turbulente Tage

Mit einer Podiumsdis­kussion zum Ukrainekri­eg schließt die Tagung des Pen-Zentrums in Gotha ab

- Von Franziska Gräfenhan

Gotha. „Der Pen wird Gotha und Gotha wird den Pen nicht mehr los“, kommentier­te Oberbürger­meister Knut Kreuch (SPD) zum Abschluss der dreitägige­n Tagung der deutschen Schriftste­llerverein­igung in der Residenzst­adt. Eine Podiumsdis­kussion zu dem Thema „Mit aller Kraft. Der Krieg, der Frieden, der Pen“schloss den Aufenthalt des Pen-Zentrums in Gotha ab, der durch hitzige Auseinande­rsetzungen und tiefe Zerwürfnis­se deutschlan­dweit medial für Aufsehen sorgte.

Hitzige Debatte: Teilnehmer fallen sich ins Wort und werden laut

Auch wenn sich das Motto des Streitgesp­rächs durchaus auf die Zerwürfnis­se des Schriftste­llerverban­des selbst übertragen ließ, sollte es am Samstagabe­nd im Innenhof des Schlosses Friedenste­in doch thematisch um den Krieg in der Ukraine gehen. Noch zu Beginn der Veranstalt­ung warb Moderatori­n

Cornelia Zetzsche um eine „friedvolle Debatte nach turbulente­n Tagen“– die jedoch bereits von Spannungen überschatt­et war.

So hatte der Journalist und Blogger Sascha Lobo, der zum Podium geladen war, seine Teilnahme kurzfristi­g „wegen des bratwursti­gen Umgangs mit Deniz Yücel“abgesagt und zudem Abstand von seiner Pen-Mitgliedsw­ahl genommen. Der Journalist Deniz Yücel war am Freitag als Pen-Präsident überrasche­nd zurück- und aus der Schriftste­llerverein­igung ausgetrete­n. Der Verband hatte daraufhin den österreich­ischen Schriftste­ller Josef Haslinger zum Übergangsp­räsidenten bestimmt.

An dem Streitgesp­räch im Schlosshof nahm Yücel dennoch teil, auch wenn er gegenüber dem ebenfalls zur Diskussion geladenen, ehemaligen Pen-Präsidente­n Johano Strasser immer wieder laut wurde und auf die Zerwürfnis­se innerhalb des Verbands zurückkam. Die Emotionen kochten während der Podiumsdis­kussion wiederholt hoch, die Teilnehmen­den fielen sich gegenseiti­g ins Wort und erhoben die Stimme. Auch aus den Reihen des Publikums drangen BuhRufe.

Die Spannungen setzten sich in der thematisch­en Debatte um den Ukrainekri­eg fort, zu der Moderatori­n Cornelia Zetzsche wiederholt anhielt.

Der Konflikt war durch die Besetzung vorprogram­miert, trafen hier doch vier Befürworte­r der militärisc­hen Unterstütz­ung Deutschlan­ds durch Waffenlief­erung an die Ukraine auf eine Gegnerin ebendieser. Während die Philosophi­n Svenja Flaßpöhler den offenen Brief an den Bundeskanz­ler gegen die Waffenlief­erungen unterzeich­net hatte, hatten sich die Schriftste­llerinnen Eva Menasse und Marjana Gaponenko sowie Deniz Yücel für diese Form der Unterstütz­ung ausgesproc­hen.

Für und gegen Waffenlief­erungen treffen aufeinande­r

Während der Diskussion bezog auch Johano Strasser Position für die Hilfe der Ukraine durch schwere Waffen.

Bei allen Differenze­n, die auf der Bühne zutage traten, herrschte in zumindest einem Punkt Einigkeit unter den Anwesenden. So schätzten alle den Wert der pluralisti­schen Gesellscha­ft, die ein solches Streitgesp­räch erst ermögliche.

Auf die abschließe­nde Frage „Was können Sie tun?“fanden schließlic­h alle Gäste eigene Antworten. „Wir können nur ringen um den richtigen Weg. Niemand kennt ihn wirklich“, sagte Flaßpöhler.

„Ruhig bleiben und der Angst keine Chance geben“, meinte Gaponenko.

Yücel erwiderte: „Schreiben und reden.“

Dagegen sah Strasser die Pflicht darin, das Dilemma des Pazifismus ernst zu nehmen und zu helfen.

Die Schriftste­llerin Menasse warb unter anderem für sprachlich­e Abrüstung. Kommentar

 ?? FOTO: FRANZISKA GRÄFENHAN ?? Bei der Podiumsdis­kussion „Mit aller Kraft. Der Kieg, der Frieden, der Pen“trafen im Innenhof von Schloss Friedenste­in Gotha sehr unterschie­dliche Meinungen aufeinande­r. Von links: Svenjy Flaßpöhler (Philosophi­n), Marjana Gaponenko (Schriftste­llerin), Deniz Yücel (Journalist), Cornelia Zetzsche (Moderatori­n)
FOTO: FRANZISKA GRÄFENHAN Bei der Podiumsdis­kussion „Mit aller Kraft. Der Kieg, der Frieden, der Pen“trafen im Innenhof von Schloss Friedenste­in Gotha sehr unterschie­dliche Meinungen aufeinande­r. Von links: Svenjy Flaßpöhler (Philosophi­n), Marjana Gaponenko (Schriftste­llerin), Deniz Yücel (Journalist), Cornelia Zetzsche (Moderatori­n)
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