Hitzige Debatte beendet turbulente Tage
Mit einer Podiumsdiskussion zum Ukrainekrieg schließt die Tagung des Pen-Zentrums in Gotha ab
Gotha. „Der Pen wird Gotha und Gotha wird den Pen nicht mehr los“, kommentierte Oberbürgermeister Knut Kreuch (SPD) zum Abschluss der dreitägigen Tagung der deutschen Schriftstellervereinigung in der Residenzstadt. Eine Podiumsdiskussion zu dem Thema „Mit aller Kraft. Der Krieg, der Frieden, der Pen“schloss den Aufenthalt des Pen-Zentrums in Gotha ab, der durch hitzige Auseinandersetzungen und tiefe Zerwürfnisse deutschlandweit medial für Aufsehen sorgte.
Hitzige Debatte: Teilnehmer fallen sich ins Wort und werden laut
Auch wenn sich das Motto des Streitgesprächs durchaus auf die Zerwürfnisse des Schriftstellerverbandes selbst übertragen ließ, sollte es am Samstagabend im Innenhof des Schlosses Friedenstein doch thematisch um den Krieg in der Ukraine gehen. Noch zu Beginn der Veranstaltung warb Moderatorin
Cornelia Zetzsche um eine „friedvolle Debatte nach turbulenten Tagen“– die jedoch bereits von Spannungen überschattet war.
So hatte der Journalist und Blogger Sascha Lobo, der zum Podium geladen war, seine Teilnahme kurzfristig „wegen des bratwurstigen Umgangs mit Deniz Yücel“abgesagt und zudem Abstand von seiner Pen-Mitgliedswahl genommen. Der Journalist Deniz Yücel war am Freitag als Pen-Präsident überraschend zurück- und aus der Schriftstellervereinigung ausgetreten. Der Verband hatte daraufhin den österreichischen Schriftsteller Josef Haslinger zum Übergangspräsidenten bestimmt.
An dem Streitgespräch im Schlosshof nahm Yücel dennoch teil, auch wenn er gegenüber dem ebenfalls zur Diskussion geladenen, ehemaligen Pen-Präsidenten Johano Strasser immer wieder laut wurde und auf die Zerwürfnisse innerhalb des Verbands zurückkam. Die Emotionen kochten während der Podiumsdiskussion wiederholt hoch, die Teilnehmenden fielen sich gegenseitig ins Wort und erhoben die Stimme. Auch aus den Reihen des Publikums drangen BuhRufe.
Die Spannungen setzten sich in der thematischen Debatte um den Ukrainekrieg fort, zu der Moderatorin Cornelia Zetzsche wiederholt anhielt.
Der Konflikt war durch die Besetzung vorprogrammiert, trafen hier doch vier Befürworter der militärischen Unterstützung Deutschlands durch Waffenlieferung an die Ukraine auf eine Gegnerin ebendieser. Während die Philosophin Svenja Flaßpöhler den offenen Brief an den Bundeskanzler gegen die Waffenlieferungen unterzeichnet hatte, hatten sich die Schriftstellerinnen Eva Menasse und Marjana Gaponenko sowie Deniz Yücel für diese Form der Unterstützung ausgesprochen.
Für und gegen Waffenlieferungen treffen aufeinander
Während der Diskussion bezog auch Johano Strasser Position für die Hilfe der Ukraine durch schwere Waffen.
Bei allen Differenzen, die auf der Bühne zutage traten, herrschte in zumindest einem Punkt Einigkeit unter den Anwesenden. So schätzten alle den Wert der pluralistischen Gesellschaft, die ein solches Streitgespräch erst ermögliche.
Auf die abschließende Frage „Was können Sie tun?“fanden schließlich alle Gäste eigene Antworten. „Wir können nur ringen um den richtigen Weg. Niemand kennt ihn wirklich“, sagte Flaßpöhler.
„Ruhig bleiben und der Angst keine Chance geben“, meinte Gaponenko.
Yücel erwiderte: „Schreiben und reden.“
Dagegen sah Strasser die Pflicht darin, das Dilemma des Pazifismus ernst zu nehmen und zu helfen.
Die Schriftstellerin Menasse warb unter anderem für sprachliche Abrüstung. Kommentar