Putin befehligt seine Truppen selbst
Russischer Präsident mischt sich laut Geheimdienst in taktische Entscheidungen seiner Militärs ein
Berlin. Für den russischen Präsidenten Wladimir Putin läuft es nicht gut in seinem Angriffskrieg gegen die Ukraine. Die ukrainische Armee hat Charkiw, die zweitgrößte Stadt des Landes, zurückerobert, und die Ostoffensive der russischen Armee stockt – zu viele Soldaten sind offenbar in die Kämpfe um das Stahlwerk in Mariupol gebunden.
Mindestens zwölf von Putins Generälen sollen nach ukrainischen Angaben in dem Feldzug bereits ums Leben gekommen sein, Russland bestätigt das bislang nicht. Doch die Unzufriedenheit im Kreml mit dem Verlauf des Krieges ist nach Einschätzung von Russland-Experten mit Händen zu greifen.
Inzwischen trifft der Präsident nicht nur grundsätzliche Entscheidungen in diesem Krieg selbst. Erst im April pfiff er öffentlich Verteidigungsminister Sergej Schoigu zurück und ordnete an, das Stahlwerk in Mariupol nicht zu stürmen.
Jetzt soll sich Putin nach britischen Geheimdienstinformationen, über die die britischen Zeitungen „The Times“und „The Guardian“berichteten, sogar ins MikroManagement des Ukraine-Krieges einschalten und taktische Entscheidungen treffen, die eigentlich von Offizieren getroffen werden. „Wir glauben, dass Putin und Gerassimow an taktischen Entscheidungen auf einer Ebene beteiligt sind, die normalerweise von einem Oberst oder Brigadier erwartet würden“, wird die Geheimdienstquelle zitiert, die sich auf die anhaltende
Schlacht im Osten der Ukraine bezieht. Demnach erteilt Putin selbst Befehle für Einheiten, die 700 bis 1000 Soldaten umfassen. Das sei offenbar auch ein Grund für die stockende Offensive.
Nach diesen Quellen ist General Waleri Gerassimow, Putins ranghöchster General und Mitglied im engsten Zirkel um den Präsidenten, keineswegs nach militärischen Misserfolgen suspendiert worden, sondern immer noch „voll einsatzfähig“.
Laut „Spiegel“soll der General bei Isjum in der Ostukraine knapp dem Tod durch einen Artillerieschlag entkommen sein. Er soll sich selbst an die Front im Donbass begeben haben.