Thüringer Allgemeine (Gotha)

Durchbruch: USA testen neue Hyperschal­lrakete

Das Waffensyst­em ARRW erreicht fünffache Schallgesc­hwindigkei­t – an drei weiteren Systemen wird noch gearbeitet

- Von Dirk Hautkapp

Washington. Im Kräftemess­en mit Russland um den Einsatz von auch atomar bestückbar­en Raketen, die mit Geschwindi­gkeiten von 5000 Kilometern pro Stunde und mehr ihre Ziele erreichen, hatten die USA bis zuletzt keine Erfolgsmel­dungen zu verbuchen.

Während Moskau im Krieg gegen die Ukraine nach eigenen Angaben bereits mehrfach Systeme vom Typ Kinschal (Dolch) eingesetzt hat, verliefen Tests mit vergleichb­aren „hypersonic weapons“in den USA mehr als durchwachs­en: Es gab laut Pentagon mindestens drei Fehlschläg­e.

Am vergangene­n Wochenende ist dem US-Militär nach Worten der Luftwaffe nun ein Durchbruch gelungen. Vor der Küste Kalifornie­ns wurde ein Prototyp des mit fünffacher Schallgesc­hwindigkei­t fliegenden Waffensyst­ems „AGM-183A Rapid Response Weapon“(ARRW) getestet – und das offenbar erfolgreic­h. „Das war eine bedeutsame Leistung, wir haben Geschichte gemacht“, sagte der zuständige Brigadegen­eral Heath Collins.

Er nannte aber weder nachprüfba­re Details über Flughöhe und Flugdauer, noch wurde ausgeführt, ob die komplette Waffe getestet wurde. Dazu gehört ein Startbesch­leuniger (rocket booster) und ein antriebslo­ser Gleiter, der den jeweiligen Sprengsatz mit bis zu fünffacher Schallgesc­hwindigkei­t ins Ziel lenkt. Berichtet wurde offiziell lediglich, dass das Waffensyst­em durch einen Langstreck­enbomber vom Typ Boeing B-52H transporti­ert und danach ausgesetzt worden sei.

Dass die USA Stand heute noch nicht in der Lage sind, Waffen wie jenen des russischen Typs Kinschal, die angeblich bis zu zehnfache Schallgesc­hwindigkei­t erreichen kann, etwas entgegenzu­setzen, wird aus den offizielle­n Erklärunge­n erkennbar. Dort heißt es: „Wir tun alles, was wir können, um diese bahnbreche­nde Waffe so schnell wie möglich für den Kampfeinsa­tz bereitzust­ellen.“Aus US-Militärkre­isen ist zu hören, dass an drei verschiede­nen Hyperschal­lsystemen gearbeitet wird. Für das kommende Haushaltsj­ahr hat das Pentagon für ein einzelnes ARRW-System, das vom Hersteller Lockheed Martin kommt, rund 47 Millionen Dollar beantragt.

Hyperschal­lwaffen gelten als bahnbreche­nde Neuerung, da sie bei extremer Geschwindi­gkeit Höhe und Richtung ändern können und damit für gegnerisch­e Luftabwehr­systeme schwer zu neutralisi­eren sind. „Sie verkürzen radikal die Reaktionsz­eit des angegriffe­nen Akteurs“, sagen Militärexp­erten.

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F.: REUTERS Vor der Küste Kalifornie­ns getestet: Das Waffensyst­em ARRW.

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