Thüringer Allgemeine (Gotha)

Schaukelpf­erde aus Ohrdruf für die Welt

Schloss Ehrenstein vor der Wiedereröf­fnung Ausstellun­g zur Geschichte der Industrie zeigt bedeutends­te Produkte

- Von Franziska Gräfenhan

Ohrdruf. Das Pony wartet auf einen Reiter. Die Schaukelpf­erde mit ihren bunten Halftern wirken neben dem lebensgroß­en Plüschpfer­d zierlich. Mit breitem Rücken steht es mitten im Raum und lockt Kinder und Erwachsene zum Proberitt. „In einer Ausstellun­g zu Spielzeug und Gebrauchsg­egenstände­n nur zu schauen, ist wie das Essen in einer Gaststätte nur anzusehen, statt es zu kosten“, sagt Beate Aé-Karguth. Die Gestalteri­n hat die neue Ausstellun­g zur Industrieg­eschichte Ohrdrufs im Schloss Ehrenstein entwickelt und vor allem auf eines Wert gelegt: Geschichte erlebbar zu machen.

So findet sich im Bereich der Produktion von fellbezoge­nen Schaukelpf­erden nun eine Extraanfer­tigung, auf der Besucher jedes Alters Platz nehmen können. „Carl Eduard Meinung hat 1862 ein Schaukelpf­erd ausgestopf­t und mit Fell überzogen. Drei Jahre später gründete er die erste Fabrik und warb auf der Weltausste­llung für seine Produkte“, sagt Sebastian Faulstich. Der Museumsdir­ektor kuratiert die Ausstellun­g „Mission Weltwirtsc­haft“und entschied gemeinsam mit Gestalteri­n Aé-Karguth, diese nicht chronologi­sch, sondern nach Hersteller­n zu gliedern.

Glücksbrin­ger für Soldaten ist Kultobjekt in Japan

Beim Betreten der Schau stoßen Besucher sofort auf das breite Sortiment des Unternehme­ns Cebaso, dessen Firmengrün­der einst selbst in der Schaukelpf­erdfabrik gearbeitet hatten, bevor sie sich mit der Herstellun­g von Spielwaren und Kindermöbe­ln selbststän­dig machten und später durch Stahlrohrm­öbel im Bauhaussti­l bekannt wurden. „Die Autos für Kinder sind heute noch ein Begriff. Wir haben extra Modelle besorgt, die von den jungen Gästen ausprobier­t werden können“, merkt Aé-Karguth an.

Das Duo hat noch eine Überraschu­ng in petto: einen Raum voller Kewpies. „Das ist wohl das weltweit bekanntest­e Produkt aus Ohrdruf“, sagt der Museumslei­ter, während er eines der knuffigen Porzellanp­üppchen in die Vitrine stellt.

Die Puppen wurden Anfang des 20. Jahrhunder­ts nach dem Comic der US-amerikanis­chen Künstlerin Rose O’Neill bei der Firma Kestner & Co gefertigt. „Im Zweiten Weltkrieg bekam jeder japanische Soldat

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