Vom Küchendorf zum Gewerbestandort
Ilversgehofen gilt als einer der kaum bekannten und stark unterschätzten Stadtteile der thüringischen Landeshauptstadt
Erfurt. Durch Zufall geriet mir ein Artikel über den Stadtteil Ilversgehofen in die Hände. Er gehört zu den kleinen Stadtteilen Erfurts, bekam aber durch die Bebauung des Rieth, dem Johannesplatz und dem Roten Berg eine bedeutende Aufwertung. Für mich war es in jüngeren Jahren das Ziel zum Kino, „Filmtheater der Jugend“oder auch als „Union Kino“bekannt.
Durch diesen Artikel habe ich einen Eindruck dieses landwirtschaftlichen Areals und später auch der zunehmenden Industrialisierung, die sich im Erfurter Norden angesiedelt haben, bekommen. Es ist auch heute noch ein dicht besiedeltes Gebiet, mit einer vielseitigen und wechselhaften Geschichte.
Zahlreiche archäologische Funde belegen, dass sich die Ilversgehofener Flur bereits im frühen Mittelalter zu einer ertragreichen Viehund Landwirtschaft entwickelte.
Die nahe Stadt Erfurt war ein guter Abnehmer. Die Ilversgehofener Flur durchflossen zwei Arme der Gera, die Wilde und die Schmale Gera. Letztere trieb bereits im 16.Jahrhundert mit ihrer Wasserkraft fünf Wassermühlen an. Die einzige Wassermühle, bei der die Betreiber die Mühlentechnik wieder instandgesetzt haben, befindet sich in der Mittelhäuser Straße, die Heiligenmühle. Regelmäßig werden dort Führungen und auch die sehr beliebten Kulturangebote genutzt. Dass Ilversgehofen auch ein Küchendorf war, habe ich erst durch den Artikel erfahren.
Im Jahr 1157 gewährte der Mainzer Erzbischof seinen Bediensteten in den anfänglich drei Küchendörfern, zu denen auch Ilversgehofen zählte, die Gunst der Zollerlassung. Somit konnten die Bewohner zollfrei in Erfurt ein- und verkaufen, sowie Bier brauen. So ein Küchendorf hatte als Gegenleistung, dafür die Versorgung des Mainzer Hofes in
Erfurt, des Statthalters und des Kurfürsten, in Form von Abgaben in Naturalien, für die erzbischöfliche Küche zu liefern.
Zuwanderer, mit Kenntnissen der Landwirtschaft waren gerngesehen und siedelten sich in den Küchendörfern an. Die beginnende Industrialisierung Anfang des 19. Jahrhunderts zog Arbeitskräfte aus den umliegenden Dörfern an. Die Eingemeindung von Ilversgehofen zu Erfurt entwickelte sich parallel zum Industriegebiet zu einem ArbeiterWohnviertel. Auch heute noch kann man sich im Umfeld von Ilversgehofener Platz und Magdeburger Allee an den mehrgeschossigen Reihenhäusern mit ihren bunten Fassadengestaltungen erfreuen.