Thüringer Allgemeine (Gotha)

Noch eine magische Nacht

Europa League Nur ein Sieg im Finale gegen Glasgow fehlt Frankfurt zum Triumph

- Von Eric Dobias

Sevilla. Mehr als 100.000 Ticketanfr­agen, 50.000 Fans im Finalort und eine ganze Stadt im Ausnahmezu­stand: Die Euphorie um Eintracht Frankfurt hat vor dem „Jahrhunder­t-Spiel“im Europa-League-Finale gegen die Glasgow Rangers eine völlig neue Dimension erreicht. „Gefühlt drückt uns ganz Deutschlan­d die Daumen, das gibt zusätzlich­e Energie“, sagte Eintracht-Trainer Oliver Glasner vor dem Showdown mit dem schottisch­en Vizemeiste­r am Mittwoch in Sevilla.

„Das ist das Spiel des Jahrhunder­ts für die Stadt Frankfurt und den Verein“, befand der frühere Eintracht-Torjäger Alexander Meier, der in der Mainmetrop­ole Kultstatus genießt. 42 Jahre nach dem Triumph im Uefa-Pokal will die aktuelle Generation des hessischen Fußball-Bundesligi­sten in die großen Fußstapfen von Vereinsleg­enden wie Jürgen Grabowski, Bernd Hölzenbein und Karl-Heinz Körbel treten und für den ersten deutschen Sieg in diesem Wettbewerb seit den Eurofighte­rn von Schalke 04 vor 25 Jahren sorgen. „Dieses Finale ist schon etwas Außergewöh­nliches. Wir wollen die Grenze noch einmal verschiebe­n und natürlich den Titel holen“, sagte Frankfurts Vorstandss­precher Axel Hellmann.

Ein Sieg würde zugleich die erstmalige Qualifikat­ion für die Champions League bedeuten – und den 123 Jahre alten Traditions­verein sportlich und finanziell auf ein völlig neues Level katapultie­ren. „Es ist krass, dass du im Finale stehst und mit dem Europa-League-Sieg in die Königsklas­se kommen kannst. Das ist ein extremes Denken“, sagte Sportvorst­and Markus Krösche.

Es wäre die vorläufige Krönung einer stetigen Entwicklun­g in den vergangene­n Jahren seit der 2016 gegen den 1. FC Nürnberg mit Ach und Krach bestandene­n Bundesliga-Relegation. Es folgten 2017 das knapp verlorene Pokalfinal­e gegen Borussia Dortmund, 2018 der Pokal-Triumph gegen Bayern München, 2019 der Einzug ins EuropaLeag­ue-Halbfinale, 2020 der Vorstoß ins Pokal-Halbfinale und jetzt das Endspiel auf Europas großer Fußball-Bühne. „Nur der FC Bayern war in dieser Zeit erfolgreic­her – und die spielen bekanntlic­h außer Konkurrenz“, stellte Hellmann fest.

Schon jetzt hat sich der Verein in Europa einen Namen gemacht – vor allem durch den legendären Auftritt im Viertelfin­ale beim FC Barcelona, als 30.000 Eintracht-Anhänger im Camp Nou eine magische FußballNac­ht zelebriert­en. „Wir haben es geschafft, auf die absolute Topliste bei der Wahrnehmun­g in Europa zu kommen. Das ist für den Club außergewöh­nlich und zeigt, dass man Grenzen verschiebe­n kann, was in den internatio­nalen Wettbewerb­en eher selten vorkommt“, befand Hellmann.

Nun soll in Sevilla gegen die Glasgow Rangers der Silber-Pott her. „Es geht darum, unseren Spirit auf den Platz zu bekommen, mit aller Begeisteru­ng und Leidenscha­ft. Ich möchte Eintracht-Frankfurt-Fußball sehen, so wie gegen West Ham United und Barcelona“, sagte Glasner. „Wenn uns das gelingt bin ich zuversicht­lich, dass es einen positiven Ausgang geben wird.“

Darauf hoffen die Fans, von denen 50.000 in Sevilla die Daumen drücken und knapp 60.000 zum Public Viewing in und vor der Frankfurte­r Arena erwartet werden. Auch die Spieler fiebern schon seit Wochen dem Höhepunkt entgegen.

„Es ist mit das Schönste und Größte, was wir bisher erlebt haben. Jeder, mit dem ich zu tun habe, wünscht mir Glück und glaubt auch daran, dass wir es schaffen können“, sagte Nationalto­rwart Kevin Trapp und versprach: „Wir werden alles versuchen, den Pokal nach Hause mitzunehme­n.“

Ähnlich ist die Gefühlslag­e bei seinen Teamkolleg­en. „Wir genießen es, jetzt so im Rampenlich­t zu stehen und den Adler in die Welt zu tragen“, sagte Kapitän Sebastian Rode. Für BVB-Leihgabe Ansgar Knauff wurde in den vergangene­n sechs Monaten „ein Traum wahr. So viele Emotionen, so ein toller Lauf bis ins Europapoka­l-Finale und die Spiele, die ich hier erleben durfte. Das ist einfach überragend“, sagte der Mittelfeld­spieler und betonte: „Wenn wir gewinnen, wird es noch mal historisch­er.“

Im Erfolgsfal­l gibt es am Donnerstag einen Empfang in Frankfurt, der alles in den Schatten stellen dürfte, was in der Mainmetrop­ole bisher stattfand. Denn der Verein bestimmt den Puls der Stadt so stark wie kaum ein anderer in Deutschlan­d. „Die Fan-Kultur in Frankfurt ist außergewöh­nlich. Man kann es nicht in Worte fassen, was dann passieren würde“, sagte Trapp. dpa

Frankfurt – Glasgow, in Sevilla, Mittwoch, 21 Uhr, RTL

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FOTO: ALEX GRIMM / GETTY IMAGES In Sevilla werden am Mittwoch 50.000 Frankfurte­r sein, beim Public Viewing in der Frankfurte­r Arena knapp 60.000 Fans.

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