„Musste neue Reize setzen“
Interview der Woche Martin Armenat über 24-Stunden-Lauf und seinen Vereinswechsel
Bottrop. Unglaubliche Distanzen legten die besten UltramarathonLäufer bei der Deutschen Meisterschaft im 24-Stunden-Lauf in Bottrop zurück. Nach einem fulminanten Endspurt siegte Florian Reus (LG Würzburg) mit 253,894 Kilometern ganz knapp vor Michael Ohler (TSV Kandel, 253,732 km). Titelverteidiger Martin Armenat bewältige 242,213 km, womit er Rang vier belegte. Wir telefonierten mit dem in Ohrdruf lebenden 41-jährigen ehemaligen Landesklassenfußballer.
Haben Sie die Strapazen gut weggesteckt?
Ich fühle mich gut. Ich bin von Bottrop direkt an die Ostsee gereist und mache hier eine Woche Urlaub. Das kühle Nass tut den Knochen gut.
Sie sind enttäuscht, dass es nicht fürs Treppchen gereicht hat oder doch stolz, weil Sie ihre persönliche Bestdistanz um mehr als zehn Kilometer gesteigert haben?
So einen Titel verteidigt man natürlich gerne, aber gerade ein 24-Stunden-Lauf ist kaum planbar. Da kann so viel passieren, sowohl körperlich als auch im Kopf. Die Konkurrenz war sehr stark. Florian Reus hat schon den Spartathlon und auch die 24-Stunden-Weltmeisterschaft gewonnen. Er konnte am Ende das Tempo noch einmal auf vier Minuten pro Kilometer erhöhen. Ich bin froh, dass ich die B-Kader-Norm von 240 Kilometern geknackt habe und mich damit für Europameisterschaft in Verona im September qualifiziert habe. Und der Sieg in der Altersklasse 40 ist ja auch etwas wert.
Wie liefen die 24 Stunden? Gelaufen wurde auf einer etwa 1,4 Kilometer langen Runde im Bottroper Prosperpark. Die Strecke ist flach mit einer kleiner Rampe, die einem hintenraus vorkommt wie der Inselsberg. Wie bei den bisherigen Wettbewerben habe ich eher defensiv angefangen. Von Rang 17 ging es dann vor bis auf Rang drei. Doch dann bekam ich nachts Magenprobleme, musste zwei längere Stopps auf der Toilette einlegen. Ich war ziemlich entkräftet und hatte am Ende nur noch das Ziel, die Norm zu schaffen.
Sie starten inzwischen für den Berliner Verein „Die Laufpartner“. Wie kam es dazu?
Nach dem Titelgewinn letztes Jahr bei der DM habe ich gemerkt, dass ich neue Reize setzen muss. Bei Lauffeuer Fröttstädt hat es mir immer gefallen, es ist sehr familiär, bei Laufpartner aber leistungsorientierter. Mit Volkmar Scholz habe ich inzwischen einen richtigen Trainer, von dem ich jeden Montag einen exakten Trainingsplan erhalte. Zuletzt musste ich 45 Kilometer auf der Bahn im Ohrdrufer Stadion laufen. Außerdem haben wir seit Januar fast alle zwei Wochen kurze Trainingslager absolviert, die sind abwechslungsreich, aber knüppelhart. Wir trainieren nur nach Herzfrequenz. Insgesamt hat mich alles weitergebracht, auch mental habe ich dazugelernt.
Sie spielten über ein Jahrzehnt lang für Ruhla in der Fußball-Landesklasse. Wann waren Sie letztmals im Stadion „Mittelwiese“?
Das muss 2018 gewesen sein, als ich in einem Heimspiel noch einmal aushalf. Das Geschehen verfolge ich aber weiter, drücke die Daumen, dass sie die Kreisoberliga halten.
Am Samstag steht der Rennsteiglauf an. Vermutlich ohne Sie? Natürlich. Eine Woche nach dem 24-Stunden-Lauf kommt das nicht in Frage. Ich war jedoch noch nie ein großer Fan des Rennsteiglaufes. Vor allem stört mich das Problem mit unterschiedlichem Start- und Zielort. Der Thüringenultra in Fröttstädt gefällt mir wesentlich besser.