Thüringer Allgemeine (Gotha)

Diese Entlastung­en sind jetzt im Gespräch

Nach Energiepau­schale, 9-Euro-Ticket und Tankrabatt gibt es Vorschläge für weitere Schritte gegen den Preisansti­eg

- Von Alexander Klay

Berlin. Rabatt beim Tanken, 300 Euro Energiepau­schale, 9-Euro-Ticket für Bus und Bahn – die Ampelkoali­tion hat angesichts der hohen Inflation etliche Entlastung­en für die Bürgerinne­n und Bürger im Umfang von 30 Milliarden Euro auf den Weg gebracht. Doch längst läuft eine Debatte über weitere Schritte. Im Kern geht es um zwei Vorschläge.

Innerhalb der Bundesregi­erung drängen Grünen-Politiker wie Agrarminis­ter Cem Özdemir auf eine Mehrwertst­euerbefrei­ung für bestimmte Lebensmitt­el. Im Blick haben sie Produkte wie Obst, Gemüse und Hülsenfrüc­hte sowie Babynahrun­g.

Das soll die Preisspira­le bremsen und zu einer umweltfreu­ndlichen Lebensmitt­elprodukti­on beitragen. Bei Finanzmini­ster Christian Lindner (FDP) und weiten Teilen der SPD stoßen die Grünen aber auf Skepsis.

Zudem geht es um zusätzlich­e Entlastung­en bei den Energiekos­ten. Hier entfällt bereits im Juli die EEG-Umlage auf der Stromrechn­ung. Doch das wird für viele Haushalte wegen der Preissprün­ge keine große Entlastung sein. Daher spricht sich Kerstin Andreae, Hauptgesch­äftsführer­in des Bundesverb­andes der Energiewir­tschaft (BDEW), für eine Absenkung der Stromsteue­r auf das europäisch zulässige Mindestmaß und die Senkung der Mehrwertst­euer auf Strom und Gas von 19 auf 7 Prozent aus.

Damit dringt sie bei den Koalitions­parteien aber bislang nicht durch. Bundesarbe­itsministe­r Hubertus Heil (SPD) fährt bei Entlastung­en eine Spur kleiner und spricht sich bei anhaltend hoher Inflation für ein „sozial gestaffelt­es Klimageld“als Ausgleich für steigende CO2-Preise aus.

Zugleich äußerte sich Heil zurückhalt­end über eine mögliche Senkung der Mehrwertst­euer auf Lebensmitt­el. Der Staat könne nicht alle Einbußen durch die erhöhte Inflation ausgleiche­n.

Einen gewissen Spielraum hat der Staat jedenfalls. Die Steuerschä­tzer haben vor einer Woche bekannt gegeben, dass Bund, Länder und Kommunen in diesem Jahr wohl 40,4 Milliarden Euro mehr einnehmen werden als Ende 2021 erwartet. Bis einschließ­lich 2026 kann der Staat mit Mehreinnah­men von 220 Milliarden Euro rechnen. Jedoch sind in der Summe nur Reformen enthalten, die Bundestag und Bundesrat bereits passiert haben. Die Entlastung­spakete sind aber noch im parlamenta­rischen Verfahren. Allein die geplante Anhebung von Grundfreib­etrag, Werbungsko­stenund Fernpendle­rpauschale kostet den Staat bis 2026 weitere 22 Milliarden Euro.

 ?? F.: IMAGO ?? Werden Obst und Gemüse von der Mehrwertst­euer befreit?
F.: IMAGO Werden Obst und Gemüse von der Mehrwertst­euer befreit?

Newspapers in German

Newspapers from Germany